Dienstag, 29. Dezember 2020

 29. Dezember - Fünfter Tag der Weihnachtsoktav - Gedenktag des Hl. Bischofs und Märtyrers Thomas Becket


Heute vor 850 Jahren, am 29. Dezember 1170, wurde Thomas Becket, Erzbischof von Canterbury, in seiner Kathedrale ermordet. Damit fand sein Konflikt mit dem englischen König einen tragischen Höhepunkt. Thomas Becket war zunächst ein enger Freund des Königs, als Bischof legte er jedoch jeden weltlichen Prunk ab und setzte sich mit Nachdruck für die Ehre Gottes und die Rechte der Kirche ein.

Allmächtiger Gott,

du hast dem heiligen Thomas Becket

Starkmut und Tapferkeit geschenkt,

so dass er sein Leben

für Recht und Gerechtigkeit hingab.

Gib auch uns die Bereitschaft,

unser Leben in dieser Welt

um Christi willen zu verlieren,

damit wir es wieder finden im Himmel.

Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,

der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.


M. Wetzel

Montag, 28. Dezember 2020

 Fest der Heiligen Unschuldigen Kinder - 28. Dezember



13 Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, siehe, da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. 14 Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. 15 Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. 


16 Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und er sandte aus und ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte. 17 Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist: 

18 Ein Geschrei war in Rama zu hören, / lautes Weinen und Klagen: / Rahel weinte um ihre Kinder / und wollte sich nicht trösten lassen, / denn sie waren nicht mehr. (Matthäus 2, 13-18)


In einer Auslegung zu diesem Evangelium wird die Parallele zwischen der Jesus-Geschichte und der Erzählung von der Gefährdung des jungen Mose betont:

"Die ersten Kapitel des Buches Exodus erzählen von der Geburt und Jugend des Mose. Für die Auslegung der Kindheitserzählung des Matthäus sind die folgenden Punkte am wichtigsten. Pharao, der grausame König der Ägypter, ordnet an, dass Mose und alle männlichen Kinder der Hebräer getötet werden sollen (1. Mose 1,16.22). Aber Mose wird auf wunderbare Weise durch das Eingreifen der Tochter des Pharao gerettet (2. Mose 2,1-10). Aus Angst, für die Tötung eines Ägypters bestraft zu werden, flieht der junge Mann Mose vor dem Pharao in das Land Midian (2. Mose 2,15). Nach dem Tod des Pharaos (2. Mose 2,23) weist der Herr Mose an, aus Midian nach Ägypten zurückzukehren, "denn alle Männer, die dir nach dem Leben trachteten, sind tot" (2. Mose 4,19).

Es gibt also Parallelen zwischen den Geschichten von Mose und Jesus: das Todesurteil des bösen Königs, die Flucht, um dem Urteil zu entgehen, das Abschlachten von unschuldigen Kindern und die Rückkehr nach dem Tod des bösen Königs. Natürlich gibt es einige offensichtliche Unterschiede. Der Pharao ist der König der Ägypter, während Herodes behauptet, der König der Juden zu sein. Mose flieht aus Ägypten nach Midian, während Jesus aus Judäa nach Ägypten flieht. Die Geschichte von Mose umfasst seine Geburt und sein Leben als junger Mann, während Jesus in Matthäus 2 durchgehend ein Säugling bleibt. Die ersten beiden Unterschiede könnten bewusste Kontraste zu Mose sein, die die Aufmerksamkeit auf die schlechte Führung in Judäa zur Zeit Jesu lenken sollen und auf die Vorstellung von Jerusalem als dem Ort, an dem Jesus abgelehnt wird. Wir können davon ausgehen, dass Matthäus' Leser Anklänge an die Mose-Geschichte in Matthäus 2 gehört haben."
aus: HARRINGTON, DANIEL J. ; HARRINGTON, D. J. (ed.): The Gospel of Matthew, Sacra Pagina Series. vol. 1. Collegeville, MN : Liturgical Press, 2007 (übersetzt mit DeepL)


M. Wetzel

Sonntag, 27. Dezember 2020

 Fest der Heiligen Familie -
Sonntag, 27. Dezember


22 Als sich für sie die Tage der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung erfüllt hatten, brachten sie das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn darzustellen, 23 wie im Gesetz des Herrn geschrieben ist: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden. 24 Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. 25 Und siehe, in Jerusalem lebte ein Mann namens Simeon. Dieser Mann war gerecht und fromm und wartete auf den Trost Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. 26 Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Christus des Herrn gesehen habe. 27 Er wurde vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern das Kind Jesus hereinbrachten, um mit ihm zu tun, was nach dem Gesetz üblich war, 28 nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: 

29 Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, / wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. 

30 Denn meine Augen haben das Heil gesehen, / 31 das du vor allen Völkern bereitet hast, 

32 ein Licht, das die Heiden erleuchtet, / und Herrlichkeit für dein Volk Israel. 

33 Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. 34 Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, – 35 und deine Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden. 36 Damals lebte auch Hanna, eine Prophetin, eine Tochter Penuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; 37 nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. 38 Zu derselben Stunde trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. 39 Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. 40 Das Kind wuchs heran und wurde stark, erfüllt mit Weisheit und Gottes Gnade ruhte auf ihm. (Lukas 2, 22-40)


Herr, unser Gott,

in der Heiligen Familie

hast du uns ein leuchtendes Vorbild geschenkt.

Gib unseren Familien die Gnade,

dass auch sie in Frömmigkeit und Eintracht leben

und einander in der Liebe verbunden bleiben.

Führe uns alle

zur ewigen Gemeinschaft in deinem Vaterhaus.

Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.


Krippe aus der St. Josefskirche

M. Wetzel

Samstag, 26. Dezember 2020

 26. Dezember - Hl. Stephanus


Allmächtiger Gott,
wir ehren am heutigen Fest
den ersten Märtyrer deiner Kirche.
Gib, dass auch wir unsere Feinde lieben
und so das Beispiel
des heiligen Stephanus nachahmen,
der sterbend für seine Verfolger gebetet hat.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes 
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.
Tagesgebet vom Fest des Heiligen Stephanus

Am Fest des Heiligen Stephanus, der sterbend für sein Verfolger gebetet hat, denkt die Kirche besonders an alle verfolgten und bedrängten Christen. 

Die Geschichte vom Tod des Stephanus ist nicht nur eine traurige Geschichte von Hass und Mord, sondern zuletzt auch eine Hoffnungsgeschichte: als einer der Verantwortlichen für die Steinigung des Stephanus wird Saulus genannt: später sollte er nach seiner Bekehrung der große Verkündiger des Glaubens unter den Heidenvölkern werden. Auch für die Gegenwart gilt, dass nicht der Hass der Verfolger das letzte Wort hat, sondern Gottes überraschende Möglichkeiten über alles hinausgehen, was wir für wahrscheinlich halten.

M. Wetzel




Freitag, 25. Dezember 2020

 Weihnachten - Hochfest der Geburt des Herrn



1 Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. 2 Dieses war im Anfang bei Gott. 3 Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. 4 In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. 5 Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst. 

6 Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes. 7 Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. 8 Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. 9 Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. 10 Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. 11 Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. 12 Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, 13 die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. 

14 Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. 15 Johannes legt Zeugnis für ihn ab und ruft: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war. 16 Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade. 17 Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. 18 Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht. (Johannes 1, 1-18)


Allmächtiger Gott,
du hast den Menschen in seiner Würde wunderbar erschaffen
und noch wunderbarer wiederhergestellt.
Lass uns teilhaben an der Gottheit deines Sohnes,
der unsere Menschennatur angenommen hat.
Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.


Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern des Blogs ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest, Gelassenheit und Zuversicht und das Vertrauen auf die wunderbare Gegenwart Gottes in Jesus Christus.

M. Wetzel

Donnerstag, 24. Dezember 2020

 24. Dezember


Herr Jesus Christus,

komm bald und säume nicht.

Richte uns auf durch deine tröstliche Ankunft,

denn wir hoffen auf deine Güte.

Der du in der Einheit des Heiligen Geistes

mit Gott dem Vater

lebst und herrschst in alle Ewigkeit.


Tagesgebet der Messe am Vormittag des 24. Dezember



M. Wetzel

Mittwoch, 23. Dezember 2020

 Adventsbesinnung: 23. Dezember


Der Antwortpsalm aus der Liturgie vom 23. Dezember:

4 Zeige mir, HERR, deine Wege, 
lehre mich deine Pfade! 
5 Führe mich in deiner Treue und lehre mich; 
denn du bist der Gott meines Heils. 
Auf dich hoffe ich den ganzen Tag. 

8 Der HERR ist gut und redlich, 
darum weist er Sünder auf den rechten Weg. 
9 Die Armen leitet er nach seinem Recht, 
die Armen lehrt er seinen Weg. 

10 Alle Pfade des HERRN sind Huld und Treue 
denen, die seinen Bund und seine Zeugnisse wahren. 

14 Der Rat des HERRN steht denen offen, die ihn fürchten, 
und sein Bund, um ihnen Erkenntnis zu schenken. (Psalm 25:4–5ab, 8–9, 10, 14)

aus einer Auslegung zu diesem Psalm:

"Die erste Bitte ist die um Unterweisung in den allgemeinen Willen Gottes: Man beachte den Plural, um deine Wege ... deine Pfade zu kennen (4). Das ist frei von Eigeninteresse, das Bitten um besondere Führung motivieren kann, und es legt das Fundament für richtige Entscheidungen, ein Fundament von "geschulten Fähigkeiten ..., das Gute vom Bösen zu unterscheiden" (Hebr 5,14). Die anderen Kennzeichen dieses Gebets sind erstens Beharrlichkeit - geduldige Wachsamkeit für "das erste Zeichen seiner Hand", wie in den Versen 5c, 15 zu sehen ist (vgl. 123,2); und schließlich, Ehrfurcht - die einfache Frömmigkeit, die Gott mit seiner Freundschaft ehrt (14). "Freundschaft" ist das hebräische Wort sôd, das sowohl "Rat" als auch "Beistand" bedeutet: sowohl der Kreis der engen Vertrauten als auch die Angelegenheiten, die mit ihnen besprochen werden (vgl. "Rat", Jer. 23,18.22; "Geheimnis", Amos 3,7). Diese ganze Herangehensweise an göttliche Führung ist persönlich und reif, im Gegensatz zu der im Grunde heidnischen Suche nach irrationalen Hinweisen und Omen (vgl. Jes. 47,13)."
aus: KIDNER, DEREK: Psalms 1–72: an introduction and commentary, Tyndale Old Testament Commentaries. vol. 15. Downers Grove, IL : InterVarsity Press, 1973 (übersetzt mit DeepL)


O-Antiphon vom 23. Dezember:


O Emmanuel -
O Emmanuel, unser König und Lehrer,
du Hoffnung und Heiland der Völker:
o komm, eile und schaffe uns Hilfe,
du unser Herr und unser Gott!

M. Wetzel

Dienstag, 22. Dezember 2020

 Adventsbesinnung: 22. Dezember


Das heutige Evangelium ist der Lobgesang Marias aus dem 1. Kapitel des Lukasevangeliums:


46 Da sagte Maria: 

Meine Seele preist die Größe des Herrn / 47 und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. 

48 Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. / Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. 

49 Denn der Mächtige hat Großes an mir getan / und sein Name ist heilig. 

50 Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht / über alle, die ihn fürchten. 

51 Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: / Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; 

52 er stürzt die Mächtigen vom Thron / und erhöht die Niedrigen. 

53 Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben / und lässt die Reichen leer ausgehen. 

54 Er nimmt sich seines Knechtes Israel an / und denkt an sein Erbarmen, 

55 das er unsern Vätern verheißen hat, / Abraham und seinen Nachkommen auf ewig. 

56 Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück. 

(Lukas 1, 46-56)

Aus einer Auslegung zu diesem Lied:

"Im Magnificat weitet sich Marias Lob für das, was Gott an ihr persönlich getan hat, auf das aus, was Gott für "alle, die ihn fürchten" in jedem Zeitalter tut, einschließlich dessen, was Gott für Israel durch die Geburt seines Messias tut. So wie Gott durch seine mächtigen Taten in der Vergangenheit "Macht in seiner rechten Hand zeigte", so nimmt er jetzt "Israel bei der Hand." Das Lied bewegt sich stufenweise von der Umkehrung von Marias Zustand von der Niedrigkeit zur Erhöhung (1,46-49), dann zu einer allgemeinen Aussage über Gottes Barmherzigkeit gegenüber denen, die ihn fürchten (1,50), dann zu einer Aufzählung seiner vergangenen und gegenwärtigen Umkehrungen (1,51-53), schließlich zu der Aussage, wie diese Barmherzigkeit jetzt Israel in Erfüllung von Gottes Verheißung an Abraham gezeigt wird (1,54-55).

Während sich das Lied nach außen bewegt, entfaltet es auch eine Dichte an Symbolik. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Maria hier zur Repräsentantin, wenn nicht gar zur Personifizierung von "Israel" gemacht wird. Die ihr erwiesene Barmherzigkeit spiegelt und veranschaulicht die dem Volk erwiesene Barmherzigkeit. Die repräsentative Symbolik Marias wird später im Kindheitsbericht (in 2,34) noch deutlicher zum Ausdruck gebracht. Wir bemerken auch, dass die Epitheta, die in dem Lied auf Gott angewandt werden, auch Attribute des Sohnes sind, den sie trägt. Gott wird "Herr" und "Retter" und "heilig" genannt. So wurde Jesus bereits "heilig" (1,34) und "Herr" (1,43) genannt und wird in Kürze auch als "Retter" bezeichnet werden (2,11). Wie beim Namen, so bei der Funktion: Gott kehrt den Status und die Wahrnehmung der Menschen um: In einer Abwärtsbewegung zerstreut er die Hochmütigen, stürzt die Mächtigen, schickt die Reichen leer aus. Aber Gott erhöht auch, in einer Aufwärtsbewegung, die Niedrigen, macht die Hungrigen satt und nimmt die Hand Israels. Genau eine solche Umkehrung kündigt Jesus in seinen Seligpreisungen und Wehklagen (6,20-26) an, und sie wird von ihm in seiner öffentlichen Wirksamkeit dargestellt." 
aus: JOHNSON, LUKE TIMOTHY ; HARRINGTON, D. J. (ed.): The Gospel of Luke, Sacra Pagina Series. vol. 3. Collegeville, MN : The Liturgical Press, 1991 (übersetzt mit DeepL)


O-Antiphon vom 22. Dezember:

O Rex gentium -
O König der Völker, ihre Erwartung und Sehnsucht; Schlussstein, der den Bau zusammenhält:
o komm und errette den Menschen, den du aus Erde gebildet!


M. Wetzel

Montag, 21. Dezember 2020

 Fürchtet euch nicht!


Der Ruf 'Fürchtet euch nicht!' bzw. 'Fürchte dich nicht!' taucht in den Advents- und Weihnachtsevangelien immer wieder auf. Hier finden Sie eine Übersicht über die Stellen im Neuen Testament, an denen dieser Ruf vorkommt:


Matthäus 1:20

Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. 

Matthäus 10:26

Darum fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. 

Matthäus 10:28

Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch eher vor dem, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann! 

Matthäus 10:31

Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen. 

Matthäus 14:27

Doch sogleich sprach Jesus zu ihnen und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! 

Matthäus 17:7

Da trat Jesus zu ihnen, fasste sie an und sagte: Steht auf und fürchtet euch nicht! 

Matthäus 28:5

Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. 

Matthäus 28:10

Da sagte Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen und dort werden sie mich sehen. 

Markus 5:36

Jesus, der diese Worte gehört hatte, sagte zu dem Synagogenvorsteher: Fürchte dich nicht! Glaube nur! 

Markus 6:50

Alle sahen ihn und erschraken. Doch er begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! 

Lukas 1:13

Der Engel aber sagte zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet ist erhört worden. Deine Frau Elisabet wird dir einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Johannes geben. 

Lukas 1:30

Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. 

Lukas 2:10

Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: 

Lukas 5:10

ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. 

Lukas 8:50

Jesus hörte es und sagte darauf zu ihm: Fürchte dich nicht! Glaube nur, dann wird sie gerettet werden! 

Lukas 12:4

Euch aber, meinen Freunden, sage ich: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, danach aber nichts weiter tun können! 

Lukas 12:7

Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen. 

Lukas 12:32

Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben. 

Lukas 21:9

Wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch nicht erschrecken! Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort. 

Johannes 6:20

Er aber rief ihnen zu: Ich bin es; fürchtet euch nicht! 

Johannes 12:15

Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt; er sitzt auf dem Fohlen einer Eselin. 

Apostelgeschichte 18:9

Der Herr aber sagte nachts in einer Vision zu Paulus: Fürchte dich nicht! Rede nur, schweige nicht! 

Apostelgeschichte 27:24

und hat gesagt: Fürchte dich nicht, Paulus! Du musst vor den Kaiser treten. Und siehe, Gott hat dir alle geschenkt, die mit dir fahren. 

Römerbrief 13:3

Vor den Trägern der Macht hat sich nicht die gute, sondern die böse Tat zu fürchten; willst du also ohne Furcht vor der staatlichen Gewalt leben, dann tue das Gute, sodass du ihre Anerkennung findest! 

Hebräerbrief 11:23

Aufgrund des Glaubens wurde Mose nach seiner Geburt drei Monate lang von seinen Eltern verborgen, weil sie sahen, dass es ein schönes Kind war, und weil sie sich vor dem Befehl des Königs nicht fürchteten. 

Hebräerbrief 11:27

Aufgrund des Glaubens verließ er Ägypten, ohne Furcht vor dem Zorn des Königs; er hielt standhaft aus, als sähe er den Unsichtbaren. 

Hebräerbrief 13:6

So dürfen wir zuversichtlich sagen: Der Herr ist mein Helfer, ich werde mich nicht fürchten. / Was kann ein Mensch mir antun? 

1 Petrus 3:6

Sara gehorchte Abraham und nannte ihn Herr. Ihre Kinder seid ihr geworden, wenn ihr recht handelt und euch vor keiner Einschüchterung fürchtet. 

1 Petrus 3:14

Aber auch wenn ihr um der Gerechtigkeit willen leidet, seid ihr seligzupreisen. Fürchtet euch nicht vor ihnen und lasst euch nicht erschrecken, 

Offenbarung 1:17

Als ich ihn sah, fiel ich wie tot vor seinen Füßen nieder. Er aber legte seine rechte Hand auf mich und sagte: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige.


Und hier die Verteilung der Stellen in einer Grafik:



M. Wetzel




 Adventsbesinnung: 21. Dezember


Das Hohelied gehört zu den Büchern des Alten Testamentes, die nur selten in den liturgischen Lesungen vorkommen. Es enthält eine Reihe von Liebesliedern, die ganz aus der reichen Tradition orientalischer Liebes- und Hochzeitslyrik stammen. Schon in vorchristlicher Zeit begann man im Judentum, diese Lieder auf die Liebe zwischen Gott und seinem Volk zu deuten. Diese Deutung wurde im Christentum aufgenommen. Wenn ein solches Lied nun den Gottesdienst am 21. Dezember prägt, soll es die weihnachtliche Sehnsucht nach Christus in den Rahmen dieser großen Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen hineinstellen:


8 Horch! Mein Geliebter! / Sieh da, er kommt. Er springt über die Berge, / hüpft über die Hügel. 

9 Der Gazelle gleicht mein Geliebter, / dem jungen Hirsch. 

Sieh da, / er steht hinter unserer Mauer, 

er blickt durch die Fenster, / späht durch die Gitter. 

10 Mein Geliebter hebt an und spricht zu mir: / Steh auf, meine Freundin, / meine Schöne, so komm doch! 

11 Denn vorbei ist der Winter, / verrauscht der Regen. 

12 Die Blumen erscheinen im Land, / die Zeit zum Singen ist da. 

Die Stimme der Turteltaube / ist zu hören in unserem Land. 

13 Am Feigenbaum reifen die ersten Früchte, / die blühenden Reben duften. 

Steh auf, meine Freundin, / meine Schöne, so komm doch! 

14 Meine Taube in den Felsklüften, / im Versteck der Klippe, 

dein Gesicht lass mich sehen, / deine Stimme hören! 

Denn süß ist deine Stimme, / lieblich dein Gesicht. (Hoheslied 2, 8-14)

"Dieser Gesang feiert, in der freien Natur, eine Wiedergeburt der Natur und der Liebe. So wie die Fruchtbarkeit des Frühlings die Unfruchtbarkeit des Winters überwindet, triumphiert die Liebe über den Egoismus, der uns in uns selbst gefangen hält. So interpretierten die Kirchenväter den Frühling, wie er hier beschrieben wird: "Während des Winters des Götzendienstes wurde die unruhige Natur des Menschen wegen seiner Verehrung der Götzen ebenso starr wie diese [...]. Es ist logisch, dass dies geschehen musste. Diejenigen, die Gott verehren, nehmen Züge der göttlichen Natur an, während diejenigen, die sich der Anbetung nichtiger Götzen hingeben, in das verwandelt werden, was sie anbeten: Sie werden zum Stein der Götzenbilder" (Gregor von Nyssa, In Canticum Canticorum commentarius, 5)."
aus: GAVIGAN, J. ; MCCARTHY, B. ; MCGOVERN, T. (eds.): Psalms and the Song of Solomon, The Navarre Bible. Dublin; New York : Four Courts Press; Scepter Publishers, 2003 (übersetzt mit DeepL)


O-Antiphon vom 21. Dezember:

O Oriens -

O Morgenstern, Glanz des unversehrten Lichtes, der Gerechtigkeit strahlende Sonne:
o komm und erleuchte, die da sitzen in Finsternis und im Schatten des Todes!


M. Wetzel

Sonntag, 20. Dezember 2020

 Adventsbesinnung: 4. Adventssonntag - 20. Dezember


26 Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret 27 zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. 28 Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. 29 Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. 30 Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. 31 Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben. 32 Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. 33 Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. 34 Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? 35 Der Engel antwortete ihr: Heiliger Geist wird über dich kommen und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. 36 Siehe, auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar gilt, ist sie schon im sechsten Monat. 37 Denn für Gott ist nichts unmöglich. 38 Da sagte Maria: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel. (Lukas 1, 26-38)


Die Verkündigungsszene aus dem Lukasevangelium lädt uns ein, Weihnachten zu einem ganz persönlichen Erlebnis zu machen:
Ja sagen zu Gottes Plänen, so wie Maria: dann kommt Jesus an in unserem Leben. Glauben wie Maria: dann erfahren wir, dass für Gott nichts unmöglich ist.
Vertrauen wie Maria: dann dürfen wir persönlich die gute Zusage hören: Fürchte dich nicht.
Offen sein für die überraschenden Möglichkeiten Gottes: Dann wirkt sein Heiliger Geist auch bei uns.


Fürbitten

Beten wir für alle, die mit den besonderen Einschränkungen und Belastungen der Corona-Zeit nicht zurechtkommen, dass sie Unterstützung und menschliche Zuwendung finden.


Beten wir für alle, die im Gesundheitswesen einen schweren Dienst verrichten: dass sie von der Solidarität vieler getragen sein können.


Beten wir für alle Schwerkranken und Sterbenden, dass sie eine gesegnete Sterbestunde finden.


Im Tagesgebet der Messe vom 4. Advent beten wir:

Allmächtiger Gott,
gieße deine Gnade in unsere Herzen ein.
Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung Christi, deines Sohnes, erkannt.
Führe uns durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung.

Darum bitten wir durch ihn, Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.


O-Antiphon vom 20. Dezember:

O clavis David -

O Schlüssel Davids, Zepter des Hauses Israel -
du öffnest, und niemand kann schließen, du schließt, und niemand kann öffnen.
O komm und führe den Gefangenen und den, der in Finsternis und im Schatten des Todes sitzt, aus dem Kerker.


Ich wünsche Ihnen einen gesegneten 4. Adventssonntag und eine gute letzte Vorbereitung auf das Weihnachtsfest.


M. Wetzel


Samstag, 19. Dezember 2020

 Adventsbesinnung: 19. Dezember


Der Antwortpsalm der heutigen Liturgie ist aus Psalm 71:3–4a, 5–6ab, 16–17:

3 Sei mir ein schützender Fels, 
zu dem ich allzeit kommen darf! 
Du hast geboten, mich zu retten, 
denn du bist mein Fels und meine Festung. 
4 Mein Gott, rette mich aus der Hand des Frevlers, 
aus der Faust des Bedrückers und Schurken! 

5 Denn du bist meine Hoffnung, 
Herr und GOTT, meine Zuversicht von Jugend auf. 
6 Vom Mutterleib an habe ich mich auf dich gestützt, 
aus dem Schoß meiner Mutter hast du mich entbunden, 
dir gilt mein Lobpreis allezeit. 

16 Ich komme wegen der Machttaten GOTTES, des Herrn, 
an deine Gerechtigkeit allein will ich erinnern. 
17 Gott, du hast mich gelehrt von Jugend auf 
und bis heute verkünde ich deine Wunder. 

Bilder von Stärke und Zuverlässigkeit werden hier gebraucht: Gott wird als 'Fels' und 'Festung' angesprochen. Im Neuen Testament wird das Bild vom Felsen vor allem bei Matthäus aufgenommen: Jesus spricht davon, dass wir das Haus unseres Lebens auf Felsen, nicht auf Sand bauen sollen (Mat 7, 24); und er nennt Simon Petrus, der ihn als den Messias bekannt hat, den 'Felsen', auf den er seine Kirche bauen wird (Mat 16, 18).

Heute beginnt die Zeit, in der wir auf öffentliche Gottesdienste verzichten - um das Leben und die Gesundheit der Menschen nicht zu gefährden. Da hat es eine besondere Bedeutung, wenn wir in diesem Psalm lesen: 'Sei mir ein schützender Fels, zu dem ich allzeit kommen darf!'. Ja, auch ohne öffentliche Gottesdienste dürfen wir in vielfältigen Formen 'zu Gott kommen'. Wir sollten mit Phantasie und gläubiger Zuversicht die Wege zu ihm, zum sicheren Felsen unseres Lebens, neu entdecken.


Die O-Antiphon vom 19. Dezember:

O Radix Iesse -
Du Spross aus Isais Wurzel und Bannerzeichen der Völker
Könige verstummen vor dir, zu dir fliehen die Völker.
Zögere nicht länger, komm und befreie uns!


M. Wetzel

Freitag, 18. Dezember 2020

 Aktuelle Mitteilung


Aufgrund der hohen Infektionszahlen in Mannheim haben das Dekanats-Leitungsteam und die leitenden Pfarrer zusammen mit dem Dekan beschlossen: vom Samstag 19. Dezember bis zum Sonntag, 10. Januar werden im Dekanat Mannheim keine öffentlichen Gottesdienste stattfinden. 


M. Wetzel

 Adventsbesinnung: 18. Dezember


5 Siehe, Tage kommen – Spruch des HERRN –, da werde ich für David einen gerechten Spross erwecken. Er wird als König herrschen und weise handeln und Recht und Gerechtigkeit üben im Land. 6 In seinen Tagen wird Juda gerettet werden, Israel kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen geben: Der HERR ist unsere Gerechtigkeit. 7 Darum siehe, Tage kommen – Spruch des HERRN –, da sagt man nicht mehr: So wahr der HERR lebt, der die Söhne Israels aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat!, 8 sondern: So wahr der HERR lebt, der die Nachkommen des Hauses Israel aus dem Nordland und aus allen Ländern, in die er sie verstoßen hatte, heraufgeführt und zurückgebracht hat! Dann werden sie auf ihrem eigenen Boden wohnen. (Jeremia 23, 5-8)

In der Tageslesung aus dem Propheten Jeremia wird betont, dass die Erfahrungen, die Israel in der Gegenwart des Propheten machte - das babylonische Exil und die erwartete Rückkehr ins eigne Land - nicht geringer sind als die großen Heilstaten Gottes an seinem Volk in der Vergangenheit. Das ist eine Ermutigung für uns: 'Heilsgeschichte' heißt nicht, dass wir uns nach rückwärts orientieren, sondern dass der Blick in die Vergangenheit uns einen Vorgeschmack gibt auf das noch Größere, was wir erwarten.

In der 'O-Antiphon' des 18. Dezember wird die wichtigste Gottesanrede im Alten Testament aufgenommen: Adonai (=hebräisch: der Herr). Auch wenn in unseren Bibelausgaben in Großbuchstaben vom HERRN die Rede ist, ist im Hebräischen der Gottesname (mit den Konsonanten J-H-W-H) geschrieben, der als 'Adonai' gelesen wird. 

O Adonai

Adonai, du starker Gott, Führer des Hauses Israel!
Du bist dem Mose im Feuer des Dornbusches erschienen
und hast ihm auf dem Sinai das Gesetz gegeben.
Komm, rette uns mit hocherhobenem Arm!


M. Wetzel ADONAI DU STARKER GOTT
Führer des Hauses Israel
Du bist dem Mose im Feuer des Dornbusches erschienen
und hast ihm auf dem Sinai das Gesetz gegeben.
Komm, rette uns mit hocherhobenem 
Du bist dem Mose im Feuer des Dornbusches erschienen
und hast ihm auf dem Sinai das Gesetz gegeben.
Komm, rette uns mit hocherhobenem Arm!

Donnerstag, 17. Dezember 2020

 Adventsbesinnung: 17. Dezember


Die Wochentage ab dem 17. Dezember bilden die unmittelbare Vorbereitung auf Weihnachten und sind durch besondere liturgische Texte ausgezeichnet. Die Kehrverse der Vesper sind die 'O - Antiphone': Verse, die biblische Bilder der Sehnsucht aufnehmen und im Advent auf Christus hin gedeutet werden. Daraus spricht die Überzeugung der ersten Christen, dass die ganze Heilige Schrift von Christus spricht und auf ihn hin ausgelegt werden soll.








(Handschrift aus dem Mittelalter, Digital Library Köln)

O Sapentia - 
Weisheit des Höchsten, in Kraft und Milde ordnest du alles:

komm und offenbare uns den Weg der Weisheit und Einsicht!


Das Thema der Weisheit steht in der Bibel für die Erfahrung, dass die Schöpfung wunderbar geordnet ist und diese Ordnung vom Menschen erkannt werden kann. Die Fülle der Weisheit Gottes ist Christus: in ihm kommt das schöpferische, vernünftige Wort Gottes ganz bei uns an.


M. Wetzel

Mittwoch, 16. Dezember 2020

 Adventsbesinnung: Mittwoch in der dritten Adventswoche - 16. Dezember


Die Lesung von heute ist wieder aus dem zweiten Teil des Jesaja-Buches:

Ich bin der Herr, und sonst niemand. Ich erschaffe das Licht und mache das Dunkel, ich bewirke das Heil und erschaffe das Unheil. Ich bin der Herr, der das alles vollbringt.

Taut, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen! Die Erde tue sich auf und bringe das Heil hervor, sie lasse Gerechtigkeit sprießen. Ich, der Herr, will es vollbringen. Denn so spricht der Herr, der den Himmel erschuf, er ist der Gott, der die Erde geformt und gemacht hat - er ist es, der sie erhält, er hat sie nicht als Wüste geschaffen, er hat sie zum Wohnen gemacht -: Ich bin der Herr, und sonst niemand.

Es gibt keinen Gott außer mir; außer mir gibt es keinen gerechten und rettenden Gott. Wendet euch mir zu, und lasst euch erretten, ihr Menschen aus den fernsten Ländern der Erde; denn ich bin Gott, und sonst niemand.

Ich habe bei mir selbst geschworen, und mein Mund hat die Wahrheit gesprochen, es ist ein unwiderrufliches Wort: Vor mir wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird bei mir schwören: Nur beim Herrn - sagt man von mir - gibt es Rettung und Schutz. Beschämt kommen alle zu ihm, die sich ihm widersetzten. Alle Nachkommen Israels bekommen ihr Recht und erlangen Ruhm durch den Herrn. (Jesaja 45, 6b-8.18.21b-25)


Vers 8 dieser Lesung: 'Taut ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, lasst Gerechtigkeit regnen!' kennen wir aus Liedern und Gebeten der Adventszeit. In einer Auslegung zu diesem Vers liest man:

Die mit "Gerechtigkeit" und " Heil" übersetzten Begriffe entsprechen drei hebräischen abstrakten Substantiven. Das erste und das dritte ("Gerechtigkeit") bedeuten dasselbe. Die Neue Vulgata übersetzt sie als "iustitia" und "salvatio". Aber die Vulgata des heiligen Hieronymus interpretierte die ersten beiden als Adjektive - "gerecht" und "erlösend" - und las sie so, dass sie einen direkteren Bezug auf den Messias, den "Gerechten", den "Erlöser" haben, was zu einem Text führte, der in der Adventsliturgie verwendet wird: "Rorate coeli desuper, et nubes pluant iustum; aperiatur terra et germinet Salvatorem, et iustitia oriantur simul" ("Lass die Wolken den Gerechten herabregnen, und die Erde bringe einen Heiland hervor"). Eine dem heiligen Augustinus zugeschriebene Predigt sieht diese Worte in der Geburt Christi in Erfüllung gehen: "Heute ist diese Prophezeiung erfüllt: Es regne, o Himmel, von oben herab Gerechtigkeit; die Erde tue sich auf, dass das Heil hervorsprosse. Der Schöpfer wurde ein Geschöpf, damit der, der verloren war, gefunden werde. So lesen wir es in den Psalmen: Bevor ich erniedrigt wurde, habe ich gesündigt. Der Mensch sündigte und wurde ein Verbrecher; Gott wurde Mensch, damit der Verbrecher befreit werden konnte. Der Mensch fiel, aber Gott stieg [vom Himmel] herab; der Mensch fiel ins Elend, aber Gott kam in seiner Barmherzigkeit herab; der Mensch fiel durch seinen Stolz, Gott kam mit seiner Gnade" (Sermones, 128). Und der heilige Proclus von Konstantinopel, der diese Worte als Bild für die jungfräuliche Geburt Jesu liest, sagt: "Der Himmel regnet Gerechtigkeit herab: Die Sünde Evas wurde durch die Reinheit der Jungfrau und durch den, der von ihr geboren wurde, Gott und Mensch, ungeschehen gemacht und zerstört. An diesem Tag wird der Mensch aus dem Gefängnis der Sünde befreit und die Last der Finsternis, die ihn bedrückte, wird von ihm genommen" (De Navitate Domini, 1). 
aus: 
GAVIGAN, J. ; MCCARTHY, B. ; MCGOVERN, T. (eds.): Major Prophets, The Navarre Bible. Dublin; New York : Four Courts Press; Scepter Publishers, 2005 (übersetzt mit DeepL)

Ich wünsche Ihnen einen Adventstag voller Sehnsucht nach 'Gerechtigkeit' und 'Heil',

M. Wetzel

Dienstag, 15. Dezember 2020

 Adventsbesinnung: Dienstag in der dritten Adventswoche - 15. Dezember


Das Buch des Propheten Zephanja ist geprägt von besonders massiven Ansagen von Gericht und Untergang. Er ruft insbesondere der führenden Schicht in Jerusalem zu, dass sie geradewegs ins Verderben geht. Heute hören wir in der Tageslesung einen Abschnitt aus dem 3. Kapitel:


1 Wehe, trotzige und schmutzige, gewalttätige Stadt! 
2 Sie will nicht hören / und nimmt sich keine Warnung zu Herzen. 
Sie verlässt sich nicht auf den HERRN / und sucht nicht die Nähe ihres Gottes. 

9 Ja, dann werde ich die Lippen der Völker verwandeln / in reine Lippen, damit alle den Namen des HERRN anrufen, / ihm Schulter an Schulter dienen. 
10 Von jenseits der Ströme von Kusch / bringen mir meine Verehrer dann als Gabe / die Gemeinde meiner Verstreuten. 
11 An jenem Tag  brauchst du dich nicht mehr zu schämen, wegen all deiner schändlichen Taten, / die du gegen mich verübt hast. 
Ja, dann entferne ich aus deiner Mitte die überheblichen Prahler 
und du wirst nicht mehr hochmütig sein / auf meinem heiligen Berg. 
12 Und ich lasse in deiner Mitte übrig / ein demütiges und armes Volk. Sie werden Zuflucht suchen beim Namen des HERRN 
13 als der Rest von Israel.  Sie werden kein Unrecht mehr tun / und nicht mehr lügen, 
in ihrem Mund findet man / keine trügerische Rede mehr. 
Ja, sie gehen friedlich auf die Weide / und niemand schreckt sie auf, wenn sie ruhen. (Zephanja 3, 1-2;9-13)

In den Versen 9-13 ändert sich allerdings die Stimmung: Nun kommt eine Hoffnungsperspektive in den Blick. Die Hoffnung richtet sich aber nicht mehr auf die Könige, die Reichen und Mächtigen: ihre Zeit geht definitiv zu Ende. Die Hoffnung ruht allein auf dem 'demütigen und armen Volk', dem 'Rest von Israel'. Diese 'Armentheologie' des Propheten führt in gerader Linie ins Neue Testament hinein: Im Lobgesang Marias (Magnificat) wird die Rede davon sein dass Gott die 'Mächtigen vom Thron stößt' und die 'Niedrigen erhöht'. In der Geschichte Jesu findet die prophetische Ansage des Zephanja ihre Bestätigung: das neue Gottesvolk wird aus den Armen, dem 'Rest Israels', gesammelt.

M. Wetzel

Montag, 14. Dezember 2020

 Adventsbesinnung: Montag in der 3. Adventswoche - 14. Dezember


Eine der klarsten und eindrucksvollsten messianischen Weissagungen des Alten Testamentes findet sich nicht etwa, wie man vermuten könnte, bei den großen Propheten, sondern - im Sinne einer besonderen erzählerischen Ironie - im Mund eines heidnischen Sehers (Bileam), von dem im Buch Numeri erzählt wird, dass Balak, der König von Moab, ihn beauftragt hat, seine Feinde, die Israeliten, zu verfluchen. Statt dessen segnet Bileam Israel - mit Worten, die weit in die Zukunft weisen und uns heute als adventlicher Hoffnungstext vor Augen gestellt werden: 


2 Als Bileam aufblickte, sah er Israel im Lager, nach Stämmen geordnet. Da kam der Geist Gottes über ihn, 3 er begann mit seinem Orakelspruch und sagte: 
Spruch Bileams, des Sohnes Beors, / 
Spruch des Mannes mit geöffnetem Auge, /
4 Spruch dessen, der Gottesworte hört, / 
der eine Vision des Allmächtigen sieht, / 
der niedersinkt mit entschleierten Augen: / 
5 Jakob, wie schön sind deine Zelte, / 
deine Wohnungen, Israel! /
6 Wie Bachtäler ziehen sie sich hin, / 
wie Gärten an einem Strom, / 
wie Aloebäume, vom HERRN gepflanzt, / 
wie Zedern am Wasser. / 
7 Von seinen Schöpfeimern rinnt das Wasser, / 
reichlich Wasser hat seine Saat. / 
Sein König möge Agag überlegen sein / 
und seine Königsherrschaft sich erheben.

15 Und er begann mit seinem Orakelspruch und sagte: 
Spruch Bileams, des Sohnes Beors, / 
Spruch des Mannes mit geöffnetem Auge, / 
16 Spruch dessen, der Gottesworte hört / 
und die Kunde des Höchsten kennt, / 
der eine Vision des Allmächtigen sieht, / 
der niedersinkt mit entschleierten Augen: / 
17 Ich sehe ihn, aber nicht jetzt, / 
ich erblicke ihn, aber nicht in der Nähe: / 
Ein Stern geht in Jakob auf, / 
ein Zepter erhebt sich in Israel. / 
Er zerschlägt Moab die Schläfen / 
und allen Söhnen Sets den Schädel (Numeri 24, 2-7.15-17)

Wo finde ich in meinem Leben Hoffnung von ganz unerwarteter Seite her? Die Lesung macht uns Mut, jedem Menschen, auch den 'Feinden', zuzutrauen, dass sie uns möglicherweise etwas Gutes, Sinnvolles zu sagen haben. Gottes Segenskraft ist stärker als alle destruktiven Absichten der Menschen.

M. Wetzel



Sonntag, 13. Dezember 2020

 Adventsbesinnung: Dritter Adventssonntag - 13. Dezember


Die zweite Lesung vom heutigen Sonntag bringt das Thema 'Freude', das den Sonntag Gaudete prägt, besonders zur Sprache:

16 Freut euch zu jeder Zeit! 17 Betet ohne Unterlass! 18 Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes für euch in Christus Jesus. 19 Löscht den Geist nicht aus! 20 Verachtet prophetisches Reden nicht! 21 Prüft alles und behaltet das Gute! 22 Meidet das Böse in jeder Gestalt! 
23 Er selbst, der Gott des Friedens, heilige euch ganz und gar und bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt, damit ihr ohne Tadel seid bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. 24 Gott, der euch beruft, ist treu; er wird es tun. (1 Thessalonicher 5, 16-24)

Die Verse 16-18 enthalten drei Mahnungen, drei Imperative. In einer Auslegung zum 1. Thessalonicherbrief heißte es dazu:

 Der erste Imperativ befasst sich mit der Reaktion der Gemeinschaft auf das Christusereignis und seiner gegenwärtigen Wirkung. Im Wesentlichen ist die Freude, wie in Röm 12,12, in der Hoffnung verwurzelt und unterstreicht die tiefe Freude, die die Gläubigen in der täglichen Verwirklichung ihres Engagements zum Ausdruck bringen; daher werden sie ermahnt, Freude ("freut euch allezeit") als ihr Verhalten und ihre normale Haltung zu haben. Der zweite Imperativ konzentriert sich auf die Gläubigen und ihr Bedürfnis, sich im Gebet an Gott zu wenden. Dieser allgemeine Begriff gilt für alle Arten des Gebets, einschließlich festgelegter Gebetszeiten, und bezieht sich hier (im Gegensatz zum folgenden Imperativ) auf die Fürbitte im eigenen Namen und im Namen anderer (siehe auch 5,25). Die Thessalonicher werden zum Gebet als einem bewussten, kontinuierlichen Geisteszustand ermahnt. Der letzte Imperativ, der "Dank in allen Dingen" gebietet, verweist auf ein wichtiges paulinisches Thema, nämlich dass das, was Gott von den menschlichen Geschöpfen am meisten wünscht, Ehre und Dank ist (Röm 1,21). Diese Haltung, die von Freude, Fürbitte und Dank geprägt ist, soll schließlich Gottes Heilswillen durch das Christus-Ereignis umfassen (siehe 4,3). Alle drei Imperative werden als auf Gottes Plan für die Menschheit basierend charakterisiert, aber in diesem Fall konzentriert sich Paulus auf die christologischen Mittel, die Gott gewählt hat, um diesen Zustand der Heiligkeit ("in Christus Jesus") herbeizuführen; impliziert ist auch die paulinische Vorstellung, dass Christus die Domäne und Macht der christlichen Heiligkeit ist (siehe auch 5,12). Die allgemeinen paränetischen (ermahnenden) Gebote der Verse 15-18 enden daher mit einer suggestiven christologischen Note. Ihre Funktion, obwohl sie eindeutig als allgemeine Ermahnung verstanden werden, passt gut zu Paulus' Sorge um das Gemeinschaftsleben in Thessaloniki.
aus: HARRINGTON, DANIEL J.: Editor’s Preface. In: HARRINGTON, D. J. (ed.): First and Second Thessalonians, Sacra Pagina Series. vol. 11. Collegeville, MN : The Liturgical Press, 2007, pp. 278–279 (übersetzt mit DeepL)

M. Wetzel

Samstag, 12. Dezember 2020

 Adventsbesinnung: Samstag in der 2. Adventswoche - 12. Dezember


Am dritten Adventssonntag wird das Auftreten von Johannes dem Täufer im Mittelpunkt der biblischen Verkündigung stehen. Die Lesung von heute aus dem Buch Jesus Sirach, einem der am spätesten entstandenen Bücher des Alten Testamentes, stellt dies in den Zusammenhang der Hoffnung Israels, die sich mit der Sehnsucht nach einem 'neuen Elija' verbindet:


 1 Da stand Elija auf, ein Prophet wie Feuer, / sein Wort brannte wie eine Fackel. 
2 Er ließ über sie eine Hungersnot hereinbrechen / und verringerte sie mit seinem Eifer; 
3 durch das Wort des Herrn verschloss er den Himmel, / ebenso ließ er dreimal Feuer herabfallen. 
4 Wie wurdest du verherrlicht, Elija, durch deine Wunder! / Wer wird sich gleich dir rühmen können? 

9 der mit einem Wirbelsturm aus Feuer hinweggenommen wurde / in einem Wagen mit feurigen Pferden; 
10 der aufgeschrieben ist für Zurechtweisungen für künftige Zeiten, / um den Zorn vor dem Ausbruch zu besänftigen, 
um das Herz des Vaters dem Sohn zuzuwenden / und um die Stämme Jakobs aufzurichten. 
11 Selig, die dich gesehen haben / und die in Liebe entschlafen sind; / denn auch wir werden gewiss leben. (Jesus Sirach 48, 1-4; 9-11)

Für Elija stehen also die Stichworte 'prophetisches Wort', 'Feuer', 'Eifer'; seine Wiederkunft verbindet sich mit der Hoffnung auf Versöhnung zwischen Gott und den Menschen, Versöhnung unter den Menschen, Leben. All diese Stichworte begegnen dann bei Johannes und bei der Taufe Jesu wieder. 
Advent kann nicht nur mit schönen Gefühlen und angenehmen Stimmungen zu tun haben, die prophetische Sehnsucht nach Gerechtigkeit, die drängende Erwartung von Frieden und Versöhnung sollen stark werden in dieser Zeit. 

M. Wetzel

Freitag, 11. Dezember 2020

 

Das Markusevangelium - Infos und Erklärungen 5



Nochmals zum ersten Vers des Markusevangeliums:

'Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn.'

was bedeutet ‘Evangelium’? ‘Evangelium von Jesus Christus’?


Der Begriff ‘Evangelium’ (=Frohe Botschaft) hat eine Vorgeschichte in der Heilserwartung, die hellenistischen Herrschern (und später römischen Kaisern) entgegengebracht wurde. Antike Inschriften bezeichnen die Ankunft des Herrschers als eine solche ‘Frohe Botschaft’, die die Erwartung auf allseitige Verbesserung der Verhältnisse beinhaltet. Wenn dieser Begriff im Neuen Testament übernommen und neu gedeutet wird, bekommt die Botschaft über Jesus also eine politische Dimension: nicht mehr durch die Macht der Herrscher, schon gar nicht durch ihre Verehrung als Götter wird das Heil erwartet - die Heilserwartung konzentriert sich ganz auf das, was Jesus sagt und tut.

Im Markusevangelium kommt das Wort ‘Evangelium’ 8 mal vor (Mk 1,1; Mk 1, 14; Mk 1,15; Mk 8,35; Mk 10, 29; Mk 13, 10; Mk 14, 9; Mk 16, 15). Bei Matthäus finden sich 4 Vorkommen; bei Lukas und Johannes fehlt das Wort ganz. Am häufigsten kommt es in den Paulusbriefen und den Pastoralbriefen vor.

Im ersten Vers des Markusevangeliums ist ‘Evangelium’ mit einem Genitiv-Attribut versehen: ‘Anfang des Evangeliums Jesu Christi’. Es ist nicht ganz klar, ob ‘Jesus Christus’ hier als Subjekt oder Objekt der Genitiv-Verbindung gesehen wird: geht es um die Frohe Botschaft, die Jesus (als Subjekt) verkündet und durch seine Taten deutlich macht, oder ist Jesus der Inhalt (Objekt) der Botschaft? Der Vers lässt beide Deutungen zu. Die Beifügung ‘Christus’ (=Messias) zum Namen Jesu deutet darauf hin, dass diese Kombination für den Verfasser des Markusevangeliums bereits formelhaft geworden ist, dass das Bekenntnis zum ‘Messias Jesus’ bereits wie ein erweiterter Name aufgefasst wurde.


M. Wetzel

 Adventsbesinnung: Freitag der zweiten Adventswoche - 11. Dezember - Hl. Damasus


Der Tagesheilige, Papst Damasus, war im 4. Jahrhundert Bischof von Rom.



















Bild:Alekjds, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Der Amtsantritt des Bischofs Damasus im Jahr 366 war von tragischen Ereignissen überschattet: Es kam zum Streit zwischen zwei Anwärtern auf den Bischofsstuhl, und als die Anhänger des Damasus eine Basilika anzündeten, kamen über 100 ihrer Gegner ums Leben. 
Damasus traf als Bischof zukunftsweisende Entscheidungen: während bis dahin in Liturgie und Theologie die griechische Sprache vorherrschend war, förderte er das Lateinische, also die Volkssprache im Westen des römischen Reiches. Zu diesem Zweck beauftragte er den Hl. Hieronymus mit der Anfertigung bzw. Revision einer lateinischen Bibelübersetzung. Die so entstandene 'Vulgata' war für Jahrhunderte die maßgebliche Bibelübersetzung in der katholischen Kirche.
Damasus griff auch in Streitfragen anderer Gemeinde als Schlichter ein und dehnte damit die Autorität des römischen Bischofs erheblich aus. Ein besonderes Anliegen für ihn war die Pflege der Märtyerergräber in den römischen Katakomben; er ließ an den Wänden der Grabstätten Verse anbringen, die die Taten der Märtyrer priesen.
Damasus, mit dem die römischen Bischöfe einen großen Schritt in Richtung auf das 'Papstttum' gingen, starb am 11. Dezember 384.

Herr und Gott,

der heilige Papst Damasus

hat den Sieg der Märtyrer gepriesen,

er hat sie geliebt

und ihr Andenken geehrt.

Gib, dass auch wir das Leben und Sterben

deiner Blutzeugen ehren,

und ermutige uns zu einem Leben aus dem Glauben.

Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, 

der in der Einheit des Heiligen Geistes

mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.


M. Wetzel

 Christi Himmelfahrt Predigt und Orgelspiel aus der Vorabendmesse M. Wetzel