Sonntag, 26. Juli 2020

17. Sonntag im Jahreskreis


hier finden Sie die Predigt aus der Vorabendmesse in der Josefskirche.


Impuls zum 17. Sonntag im Jahreskreis

Das Evangelium vom Sonntag führt uns zum Ende der Gleichnisrede Jesu im Matthäusevangelium: (Mat 13, 42-53)

44 Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Schatz, der in einem Acker vergraben war. Ein Mann entdeckte ihn und grub ihn wieder ein. Und in seiner Freude ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte den Acker.
45 Auch ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte.
46 Als er eine besonders wertvolle Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie.
47 Wiederum ist es mit dem Himmelreich wie mit einem Netz, das ins Meer ausgeworfen wurde und in dem sich Fische aller Art fingen. 48 Als es voll war, zogen es die Fischer ans Ufer; sie setzten sich, sammelten die guten Fische in Körbe, die schlechten aber warfen sie weg.
49 So wird es auch bei dem Ende der Welt sein: Die Engel werden kommen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten aussondern 50 und sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.
51 Habt ihr das alles verstanden? Sie antworteten ihm: Ja.
52 Da sagte er zu ihnen: Deswegen gleicht jeder Schriftgelehrte, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.
53 Und es geschah, als Jesus diese Gleichnisse beendet hatte, zog er weiter.


Für die ersten Hörer des Evangeliums war wohl sehr einleuchten, was mit dem Doppelgleichnis vom Schatz im Acker und von der wertvollen Perle gemeint ist: es war für sie ein klares Risiko, Christ zu werden. Dabei konnten sie alles verlieren: ihre Familien, ihren Besitz, alle Entfaltungsmöglichkeiten in ihrem Leben. Und trotzdem gingen sie dieses Risiko ein, setzten alles auf ein Karte: weil sie den ‚Schatz im Acker‘ die wertvolle Perle, gefunden hatten: weil sie die Gemeinschaft mit Christus und seinen Brüdern und Schwestern gefunden hatten, die alles andere aufwiegt.
Uns stellen diese Gleichnisse vor die Frage: Ist mein Christsein zu sehr eine Sache der Gewohnheit, eine bloße Routine geworden? Müsste ich neu entdecken, dass es mein Herz mit Freude über ein Abenteuer erfüllen kann, wenn ich mich für Christus entscheide? Das Abenteuer der Freiheit, das Abenteuer des neuen Lebens in der Gemeinde der Jüngerinnen und Jünger.

Im Tagesgebet der Messe beten wir:
Gott, du Beschützer aller, die auf dich hoffen, ohne dich ist nichts gesund und nichts heilig.
Führe uns in deinem Erbarmen den rechten Weg
und hilf uns,
die vergänglichen Güter so zu gebrauchen,
dass wir die ewigen nicht verlieren.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen. 


Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!

Pfarrer Martin Wetzel

Sonntag, 19. Juli 2020

16. Sonntag im Jahreskreis



Impuls zum 16. Sonntag im Jahreskreis


Mit drei Gleichnissen spricht Jesus im heutigen Evangelium über das Himmelreich:

24 Jesus legte ihnen ein anderes Gleichnis vor: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. 25 Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg. 26 Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein.
27 Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? 28 Er antwortete: Das hat ein Feind getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen?
29 Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt.
30 Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune!
31 Er legte ihnen ein weiteres Gleichnis vor und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. 32 Es ist das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber hochgewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.
33 Er sagte ihnen ein weiteres Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Sea Mehl verbarg, bis das Ganze durchsäuert war.
34 Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge in Gleichnissen und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen, 35 damit sich erfülle, was durch den Propheten gesagt worden ist:
Ich öffne meinen Mund in Gleichnissen, / ich spreche aus, was seit der Schöpfung der Welt verborgen war. 
36 Dann verließ er die Menge und ging in das Haus. Und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker!
37 Er antwortete: Der den guten Samen sät, ist der Menschensohn;
38 der Acker ist die Welt; der gute Samen, das sind die Kinder des Reiches; das Unkraut sind die Kinder des Bösen;
39 der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt; die Schnitter sind die Engel.‘
40 Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch bei dem Ende der Welt sein: 41 Der Menschensohn wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gesetzloses getan haben, 42 und werden sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.
43 Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten. Wer Ohren hat, der höre! (Mat 13, 24-42)

Im Laufe der Kirchengeschichte sind diese Gleichnisse oft schnell auf die Entwickelung der Kirche gedeutet worden: aus kleinsten Anfängen, den wenigen Jüngern Jesu, entstand die große, weltumspannende christliche Kirche. Eine solche Deutung fällt uns heute schwer: wir sehen die Geschichte der Kirche nicht als eine geradlinige Erfolgsgeschichte, sondern als eine Geschichte voller Brüche und Katastrophen, nicht zuletzt in unserer eigenen Zeit oft eher eine Verfallsgeschichte als eine Wachstumsgeschichte. Aber die Deutung auf die Geschichte der Kirche entspricht ja auch gar nicht dem, was in diesen Gleichnissen gesagt wird: ‚Der Acker ist die Welt‘ heißt es in der Deutung des Gleichnisses vom Unkraut unter dem Acker. Gerade dieses Gleichnis redet auch von einem schwierigen Nebeneinander von Weizen und Unkraut, von der Geduld, die nötig ist, bis Gott seine Ernte einbringen kann. Nicht triumphale Erfolgsgeschichten werden uns hier vor Augen gestellt, sondern es wird unsere Aufmerksamkeit darauf gelenkt, dass überall da, wo der ‚gute Samen‘ des Gotteswortes ausgesät wird, es sich um unscheinbare, kümmerliche Anfänge handelt – heute nicht weniger als vor 2000 Jahren. Aber es wird auch unser Vertrauen gestärkt, dass Gott aus diesen unscheinbaren Anfängen seine große Ernte machen kann, seinen großen Baum wachsen lassen kann.  

Im Tagesgebet der Messe vom 16. Sonntag im Jahreskreis beten wir um das, was unerlässliche Voraussetzung dafür ist, dass aus den kleinen Anfängen etwas Gutes wachsen kann: Glaube, Hoffnung und Liebe:

Herr, unser Gott, 
sieh gnädig auf alle, die du in deinen Dienst gerufen hast.
Mach uns stark im Glauben,
in der Hoffnung und in der Liebe,
damit wir immer wachsam sind
und auf dem Weg deiner Gebote bleiben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen. 

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche,

M. Wetzel

Sonntag, 12. Juli 2020

15. Sonntag im Jahreskreis



Impuls zum 15. Sonntag im Jahreskreis


1 An jenem Tag verließ Jesus das Haus und setzte sich an das Ufer des Sees. 2 Da versammelte sich eine große Menschenmenge um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot und setzte sich. Und alle Menschen standen am Ufer. 3 Und er sprach lange zu ihnen in Gleichnissen. 
Er sagte: Siehe, ein Sämann ging hinaus, um zu säen. 4 Als er säte, fiel ein Teil auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen es.
5 Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; 6 als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte.
7 Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. 8 Ein anderer Teil aber fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.
9 Wer Ohren hat, der höre!
10 Da traten die Jünger zu ihm und sagten: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen?
11 Er antwortete ihnen: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen; ihnen aber ist es nicht gegeben.
12 Denn wer hat, dem wird gegeben und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.
13 Deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen und hören und doch nicht hören und nicht verstehen. 14 An ihnen erfüllt sich das Prophetenwort Jesajas: Hören sollt ihr, hören und doch nicht verstehen; / sehen sollt ihr, sehen und doch nicht einsehen. 15 Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden. / Mit ihren Ohren hören sie schwer / und ihre Augen verschließen sie, / damit sie mit ihren Augen nicht sehen / und mit ihren Ohren nicht hören / und mit ihrem Herzen / nicht zur Einsicht kommen / und sich bekehren und ich sie heile.
16 Eure Augen aber sind selig, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören.
17 Denn, amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört. (Mat 13, 1-17)

Das Gleichnis vom Sämann leitet die dritte große Rede Jesus im Matthäusevangelium ein: Die Gleichnisrede. Bei den Gleichnissen Jesu handelt es sich nicht nur um eine Methode, die Botschaft bildhaft und anschaulich darzustellen. Es geht um eine Notwendigkeit: die Botschaft vom anbrechenden Gottesreich kann nur so gesagt werden. Denn diese Botschaft kann nicht wie irgendeine menschliche Weisheit gelehrt und verstanden werden. Sie fordert den Hörer unmittelbar zu einer Antwort heraus. Jesus und die ersten Jünger machten die Erfahrung, dass diese Botschaft, auch wenn sie öffentlich gesagt und weithin zugänglich ist, doch eine verschlüsselte, codierte Botschaft ist, zu der Viele keinen Zugang finden. Nicht, weil Jesus nicht wollte, dass alle ihn verstehen, sondern weil wir selbst uns dem richtigen Verstehen verschließen. Aber was ist dann der richtige Code, der Schlüssel zum Verständnis der Botschaft? Gerade in der Gleichnisrede wird deutlich: der Schlüssel ist nicht irgendein verborgenes, geheimes Wissen, der Schlüssel liegt im Leben, in der Existenz der Menschen. ‚Eure Augen sind selig, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören.‘ Der Schlüssel für das Verständnis ist die Jüngerschaft, die Nachfolge Jesu. Wer mit ihm unterwegs ist, lernt zu verstehen, worum es ihm geht – wer sich nicht auf den Weg macht, kann ihn nur missverstehen. 
Das Bild von dem vierfach verschiedenen Acker, auf den der Samen fällt, hat einen mahnenden und einen tröstlichen Aspekt: mahnend, indem es uns klar macht, dass es nicht reicht, das Wort äußerlich zu hören, sich aber nicht wirklich auf den Weg Jesu zu machen. Tröstend, indem es deutlich macht, dass trotz all unserer Unzulänglichkeit das Wort Gottes am Ende reiche Ernte einbringen wird. 

Auch im Tagesgebet der Messe wird das Bild vom Weg aufgegriffen:

Gott, du bist unser Ziel,
du zeigst den Irrenden das Licht der Wahrheit
und führst sie auf den rechten Weg zurück.
Gib allen, die sich Christen nennen, die Kraft,
zu meiden, was diesem Namen widerspricht
und zu tun, was unserem Glauben entspricht.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, 
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.  

Ich wünsche Ihnen einen frohen, gesegneten Sonntag!

Pfarrer Martin Wetzel

Sonntag, 5. Juli 2020

14. Sonntag im Jahreskreis




Impuls zum 14. Sonntag im Jahreskreis


Im Evangelium vom 14. Sonntag im Jahreskreis hören wir einen Jubelruf Jesu:

25 In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast.
26 Ja, Vater, so hat es dir gefallen.
27 Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.

28 Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken.
29 Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. 30 Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. (Mat 11, 25-30)
Jesus spricht mit Begeisterung, mit jubelnder Freude: er hat seinen Jüngerinnen und Jüngern etwas Großartiges anzubieten, er spricht eine wunderbare Einladung aus. Wie geht es uns damit? Kennen Sie auch den Jubel darüber, dass diese Einladung Jesu bei Ihnen angekommen ist, dass Sie zu ihm gehören dürfen, dass Sie in seiner Kirche sein dürfen? Oft schein uns der Glaube, das Christsein etwas Schwieriges, Kompliziertes oder gar Bedrückendes zu sein. In diesem Evangelium werden wir wieder auf den Kern unseres Glaubens aufmerksam gemacht: Durch Jesus finden wir ganz zu Gott, durch ihn finden wir zur Fülle und zum Ziel unseres Lebens. 

Die Stimmung der jubelnden Freude über den Messias, der den Frieden bringt, begegnet uns auch in der ersten Lesung aus dem Propheten Sacharja:

9 Juble laut, Tochter Zion! / Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. / Gerecht ist er und Rettung wurde ihm zuteil, demütig ist er und reitet auf einem Esel, / ja, auf einem Esel, dem Jungen einer Eselin.
10 Ausmerzen werde ich die Streitwagen aus Efraim / und die Rosse aus Jerusalem, ausgemerzt wird der Kriegsbogen. / Er wird den Nationen Frieden verkünden; und seine Herrschaft reicht von Meer zu Meer / und vom Strom bis an die Enden der Erde. (Sacharja 9, 9-10)

Und auch im Tagesgebet der Messe beten wir: ‚Erfülle uns mit Freude über die Erlösung‘. Da wird ganz deutlich, dass diese Freude nicht nur eine menschliche Stimmung ist, die kommen und gehen kann, sondern dass sie ein wunderbares Gottesgeschenk ist, das uns auch an schweren Tagen begleitet.

Barmherziger Gott, durch die Erniedrigung deines Sohnes
hast du die gefallene Menschheit
wieder aufgerichtet
und aus der Knechtschaft der Sünde befreit.
Erfülle uns mit Freude über die Erlösung
und führe uns zur ewigen Seligkeit.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, 
unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.

Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie bei allem Schwerem, das unser Leben und unsere Zeit mit sich bringt, doch auch sagen können: Ich freue mich, das ich Christ sein kann! Ich freue mich, dass ich in der Taufe eine wunderbare Verbindung zu Jesus Christus aufgenommen habe und von ihm zum Vater im Himmel geführt werde. Ich freue mich, dass ich zu seiner Kirche gehören darf, das ist das Beste, was mir in meinem Leben geschenkt werden kann.

Einen frohen Sonntag wünscht Ihnen

Pfarrer Martin Wetzel


 Christi Himmelfahrt Predigt und Orgelspiel aus der Vorabendmesse M. Wetzel