Sonntag, 19. Juli 2020

16. Sonntag im Jahreskreis



Impuls zum 16. Sonntag im Jahreskreis


Mit drei Gleichnissen spricht Jesus im heutigen Evangelium über das Himmelreich:

24 Jesus legte ihnen ein anderes Gleichnis vor: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. 25 Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg. 26 Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein.
27 Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? 28 Er antwortete: Das hat ein Feind getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen?
29 Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt.
30 Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune!
31 Er legte ihnen ein weiteres Gleichnis vor und sagte: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker säte. 32 Es ist das kleinste von allen Samenkörnern; sobald es aber hochgewachsen ist, ist es größer als die anderen Gewächse und wird zu einem Baum, sodass die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten.
33 Er sagte ihnen ein weiteres Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Sea Mehl verbarg, bis das Ganze durchsäuert war.
34 Dies alles sagte Jesus der Menschenmenge in Gleichnissen und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen, 35 damit sich erfülle, was durch den Propheten gesagt worden ist:
Ich öffne meinen Mund in Gleichnissen, / ich spreche aus, was seit der Schöpfung der Welt verborgen war. 
36 Dann verließ er die Menge und ging in das Haus. Und seine Jünger kamen zu ihm und sagten: Erkläre uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker!
37 Er antwortete: Der den guten Samen sät, ist der Menschensohn;
38 der Acker ist die Welt; der gute Samen, das sind die Kinder des Reiches; das Unkraut sind die Kinder des Bösen;
39 der Feind, der es gesät hat, ist der Teufel; die Ernte ist das Ende der Welt; die Schnitter sind die Engel.‘
40 Wie nun das Unkraut aufgesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch bei dem Ende der Welt sein: 41 Der Menschensohn wird seine Engel aussenden und sie werden aus seinem Reich alle zusammenholen, die andere verführt und Gesetzloses getan haben, 42 und werden sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.
43 Dann werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten. Wer Ohren hat, der höre! (Mat 13, 24-42)

Im Laufe der Kirchengeschichte sind diese Gleichnisse oft schnell auf die Entwickelung der Kirche gedeutet worden: aus kleinsten Anfängen, den wenigen Jüngern Jesu, entstand die große, weltumspannende christliche Kirche. Eine solche Deutung fällt uns heute schwer: wir sehen die Geschichte der Kirche nicht als eine geradlinige Erfolgsgeschichte, sondern als eine Geschichte voller Brüche und Katastrophen, nicht zuletzt in unserer eigenen Zeit oft eher eine Verfallsgeschichte als eine Wachstumsgeschichte. Aber die Deutung auf die Geschichte der Kirche entspricht ja auch gar nicht dem, was in diesen Gleichnissen gesagt wird: ‚Der Acker ist die Welt‘ heißt es in der Deutung des Gleichnisses vom Unkraut unter dem Acker. Gerade dieses Gleichnis redet auch von einem schwierigen Nebeneinander von Weizen und Unkraut, von der Geduld, die nötig ist, bis Gott seine Ernte einbringen kann. Nicht triumphale Erfolgsgeschichten werden uns hier vor Augen gestellt, sondern es wird unsere Aufmerksamkeit darauf gelenkt, dass überall da, wo der ‚gute Samen‘ des Gotteswortes ausgesät wird, es sich um unscheinbare, kümmerliche Anfänge handelt – heute nicht weniger als vor 2000 Jahren. Aber es wird auch unser Vertrauen gestärkt, dass Gott aus diesen unscheinbaren Anfängen seine große Ernte machen kann, seinen großen Baum wachsen lassen kann.  

Im Tagesgebet der Messe vom 16. Sonntag im Jahreskreis beten wir um das, was unerlässliche Voraussetzung dafür ist, dass aus den kleinen Anfängen etwas Gutes wachsen kann: Glaube, Hoffnung und Liebe:

Herr, unser Gott, 
sieh gnädig auf alle, die du in deinen Dienst gerufen hast.
Mach uns stark im Glauben,
in der Hoffnung und in der Liebe,
damit wir immer wachsam sind
und auf dem Weg deiner Gebote bleiben.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen. 

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche,

M. Wetzel

Keine Kommentare:

 Christi Himmelfahrt Predigt und Orgelspiel aus der Vorabendmesse M. Wetzel