Freitag, 11. Dezember 2020

 

Das Markusevangelium - Infos und Erklärungen 5



Nochmals zum ersten Vers des Markusevangeliums:

'Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn.'

was bedeutet ‘Evangelium’? ‘Evangelium von Jesus Christus’?


Der Begriff ‘Evangelium’ (=Frohe Botschaft) hat eine Vorgeschichte in der Heilserwartung, die hellenistischen Herrschern (und später römischen Kaisern) entgegengebracht wurde. Antike Inschriften bezeichnen die Ankunft des Herrschers als eine solche ‘Frohe Botschaft’, die die Erwartung auf allseitige Verbesserung der Verhältnisse beinhaltet. Wenn dieser Begriff im Neuen Testament übernommen und neu gedeutet wird, bekommt die Botschaft über Jesus also eine politische Dimension: nicht mehr durch die Macht der Herrscher, schon gar nicht durch ihre Verehrung als Götter wird das Heil erwartet - die Heilserwartung konzentriert sich ganz auf das, was Jesus sagt und tut.

Im Markusevangelium kommt das Wort ‘Evangelium’ 8 mal vor (Mk 1,1; Mk 1, 14; Mk 1,15; Mk 8,35; Mk 10, 29; Mk 13, 10; Mk 14, 9; Mk 16, 15). Bei Matthäus finden sich 4 Vorkommen; bei Lukas und Johannes fehlt das Wort ganz. Am häufigsten kommt es in den Paulusbriefen und den Pastoralbriefen vor.

Im ersten Vers des Markusevangeliums ist ‘Evangelium’ mit einem Genitiv-Attribut versehen: ‘Anfang des Evangeliums Jesu Christi’. Es ist nicht ganz klar, ob ‘Jesus Christus’ hier als Subjekt oder Objekt der Genitiv-Verbindung gesehen wird: geht es um die Frohe Botschaft, die Jesus (als Subjekt) verkündet und durch seine Taten deutlich macht, oder ist Jesus der Inhalt (Objekt) der Botschaft? Der Vers lässt beide Deutungen zu. Die Beifügung ‘Christus’ (=Messias) zum Namen Jesu deutet darauf hin, dass diese Kombination für den Verfasser des Markusevangeliums bereits formelhaft geworden ist, dass das Bekenntnis zum ‘Messias Jesus’ bereits wie ein erweiterter Name aufgefasst wurde.


M. Wetzel

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