Mittwoch, 9. Dezember 2020

 Adventsbesinnung: Mittwoch in der zweiten Adventswoche - 9. Dezember

Mit Kapitel 40 beginnt im Jesajabuch ein zweiter, gewichtiger Teil: Es handelt sich um die Fortschreibung der ursprünglichen Jesajaworte aus der Königszeit durch einen Propheten ("Zweiter Jesaja" oder "Deuterojesaja" genannt), der in der späten Zeit des babylonischen Exils wirkte und auf die bisherige Geschichte Israels zurückblickt.

25 Mit wem wollt ihr mich vergleichen, / dass ich ihm gleich wäre, spricht der Heilige. 
26 Hebt eure Augen in die Höhe und seht: / Wer hat diese Gestirne erschaffen? 
Der vollzählig herausführt ihr Heer, / er ruft sie alle beim Namen. 
Wegen seiner Fülle an Kraft und mächtiger Stärke / fehlt kein einziges. 
27 Warum sagst du, Jakob, / warum sprichst du, Israel: 
Verborgen ist mein Weg vor dem HERRN, / meinem Gott entgeht mein Recht? 
28 Weißt du es nicht, hörst du es nicht? / Der HERR ist ein ewiger Gott, / der die Enden der Erde erschuf. 
Er wird nicht müde und matt, / unergründlich ist seine Einsicht. 
29 Er gibt dem Müden Kraft, / dem Kraftlosen verleiht er große Stärke. 
30 Die Jungen werden müde und matt, / junge Männer stolpern und stürzen. 
31 Die aber auf den HERRN hoffen, / empfangen neue Kraft, / wie Adlern wachsen ihnen Flügel. 
Sie laufen und werden nicht müde, / sie gehen und werden nicht matt. (Jesaja 40, 25-31)

"Zu sagen, dass Jahwe der Schöpfer ist, bedeutet kein vollständiges Verständnis von Jahwes Denkweise. Deutero-Jesaja weiß und wiederholt oft, dass Jahwe geheimnisvoll ist. Aber das Mysterium darf nicht zu einer Entschuldigung dafür werden, den Glauben an ihn aufzugeben. Jahwe ist ewig; er wird nicht wie die Menschen durch Alter und Müdigkeit schwächer. Dies ist für den Propheten kein Mittel, um das fade entschuldigende Argument vorzubringen, Jahwe handle zu seiner eigenen Zeit. Jahwe ist immer aktiv, und jede Zeit ist seine Zeit. Was der Prophet meint, ist, dass Jahwe denen, die an ihn glauben, etwas von der unerschöpflichen Kraft seiner Ewigkeit vermittelt. So wie Jahwe immer mit voller Kraft handelt, so finden auch diejenigen, die ihm vertrauen, ihre Kraft zu ewiger Fülle erneuert. Sie erhalten die Kraft, das zu tun, was sie tun müssen; sie können in einer Hoffnung leben, die so stark ist wie der, auf den sie hoffen. Israel muss seiner Zukunft mit der Überzeugung entgegentreten, dass die Verheißungen Jahwes nicht getrübt oder enttäuscht werden. Der Schöpfer hat seine Souveränität nicht an einen anderen abgetreten."
aus: MCKENZIE, JOHN L.: Second Isaiah: Introduction, Translation, and Notes, Anchor Yale Bible. vol. 20. New Haven; London : Yale University Press, 2008 (übersetzt mit DeepL)

M. Wetzel

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