Sonntag, 13. September 2020

 24. Sonntag im Jahreskreis

Hier finden Sie die Predigt aus der Vorabendmesse in der Maria Hilf Kirche. 


Impuls zum 24. Sonntag im Jahreskreis


Im Sonntagsevangelium hören wir heute das Ende der ‚Gemeinderede‘ Jesu im Matthäusevangelium:


In jener Zeit

21 trat Petrus zu Jesus und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben,

wenn er gegen mich sündigt? Bis zu siebenmal?

22 Jesus sagte zu ihm:

Ich sage dir nicht: Bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal.


23 Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Knechten Rechenschaft zu verlangen. 24 Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war.

25 Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen.

26 Da fiel der Knecht vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen.

27 Der Herr des Knechtes hatte Mitleid, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld.

28 Als nun der Knecht hinausging, traf er einen Mitknecht, der ihm hundert Denáre schuldig war.

Er packte ihn, würgte ihn und sagte: Bezahl, was du schuldig bist!

29 Da fiel der Mitknecht vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen.

30 Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe.

31 Als die Mitknechte das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war.

32 Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich angefleht hast.

33 Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte?

34 Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Peinigern, bis er die ganze Schuld bezahlt habe.

35 Ebenso wird mein himmlischer Vater euch behandeln, wenn nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergibt. (Mat 18, 21-35)


Das, was der Knecht im Gleichnis mit seinem Mitknecht macht, der ihm nur eine geringe Summe schuldig ist, ist eigentlich nichts Besonderes: so geht es eben zu in unserer Welt: Schulden müssen zurückgezahlt werden, jeder sucht seinen Vorteil, wenn es ums Geld geht, hört die Freundschaft auf. 

Aber das Verhalten des Königs im Gleichnis – der natürlich für Gott steht – hat eine ganz andere Welt begründet: eine Welt, in der es Vergebung, Erlass von Schuld in unbegreiflichem Maß gibt. Eine Welt, die nicht mehr vom gegenseitigen Aufrechnen von Schuld und Versagen geprägt ist, sondern von großzügig schenkender Liebe. Der Knecht im Gleichnis war in diese Welt schon hineingezogen, der König hatte ihm seine gewaltigen, unbezahlbaren Schulden erlassen. Er scheitert daran, in dieser neuen Wirklichkeit zu leben und im gleichen Geist mit seinen Mitmenschen umzugehen. Die Mahnung, die der Evangelist uns geben will, ist klar: Wir sind als Jüngerinnen und Jünger bereits in die neue Wirklichkeit Gottes hineingenommen. Jeder von uns hat unbegreifliche, überströmende Liebe und Vergebung von Gott empfangen. Die Konsequenz muss sein, diese Liebe und Vergebung auch einander weiterzugeben, zumal in den Kleinigkeiten des Alltags. Wenn wir daran scheitern, wenn wir die neue Wirklichkeit Gottes verlassen, wenn wir untereinander hartherzig bleiben, verspielen wir auch für uns Gottes Barmherzigkeit und Liebe.


Im Tagesgebet der Messe beten wir:


Gott, du Schöpfer und Lenker aller Dinge, sieh gnädig auf uns.

Gib, dass wir dir mit ganzem Herzen dienen

und die Macht deiner Liebe an uns erfahren.

Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,

der in der Einheit des Heiligen Geistes

mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen. 


Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!


Pfarrer Martin Wetzel


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 Christi Himmelfahrt Predigt und Orgelspiel aus der Vorabendmesse M. Wetzel