Freitag, 4. Dezember 2020

 Adventsbesinnung: Freitag in der 1. Adventswoche - 4. Dezember


17 Ist es nicht nur noch eine kurze Zeit, / dann wandelt sich der Libanon in einen Baumgarten / und der Baumgarten wird als Wald gelten?

18 Die Tauben werden an jenem Tag die Worte des Buches hören / und aus Dunkel und Finsternis werden die Augen der Blinden sehen.

19 Die Gedemütigten freuen sich wieder am Herrn / und die Armen unter den Menschen jubeln über den Heiligen Israels.

20 Denn der Unterdrücker ist nicht mehr da, / der Spötter ist am Ende, / ausgerottet sind alle, die auf Böses bedacht sind,

21 die durch ein Wort Menschen zur Sünde verleiten, / die dem, der im Stadttor entscheidet, Fallen stellen / und den Gerechten mit haltlosen Gründen wegdrängen.

22 Darum – so spricht der Herr zum Haus Jakob, / der Herr, der Abraham losgekauft hat:

Nun braucht sich Jakob nicht mehr zu schämen, / sein Gesicht muss nicht mehr erbleichen.

23 Denn wenn er seine Kinder, das Werk meiner Hände, in seiner Mitte sieht, / werden sie meinen Namen heilig halten.

Sie werden den Heiligen Jakobs heilig halten / und den Gott Israels werden sie fürchten.

24 Dann werden, die verwirrten Geistes waren, Einsicht erkennen, / und die murrten, nehmen Belehrung an. (Jesaja 29, 17-24)


In einem Bibelkommentar zu diesem Abschnitt des Jesajabuches heißt es:


Die Umkehrung des Schicksals nimmt eine eigenwillige Wendung. Das Urteil über diejenigen, die sich der Überprüfung durch JHWH entziehen wollen, ist verständlich. Die Wende des Schicksals, die den Tauben, Blinden, Sanftmütigen und Demütigen den Sieg beschert, ist in der Vision zu erwarten, ebenso wie das Ende schlauer Hinterhältigkeit. Aber das Wort über Jakob kommt überraschend. Gottes fortwährende Liebe zu Israel und seine unsterbliche Hoffnung auf eine echte Antwort sind Manifestationen seiner unendlichen Gnade.
aus: WATTS, JOHN D. W.: Isaiah 1–33, Word Biblical Commentary. vol. 24. Revised Edition. ed. Nashville : Thomas Nelson, Inc, 2005 (übersetzt mit DeepL)


Besonders auffällig in dieser Passage ist die 'Armentheologie' des Propheten: nicht durch die Macht eines Königs wird Rettung erwartet, sondern am Ende wird Gottes armes, gedemütigtes Volk das Heil finden. Damit ist ein adventliches Thema angeschlagen, das im 'Magnificat', dem Lobgesang Marias, seinen neutestamentlichen Ausdruck finden wird.


Das soziale und wirtschaftliche Gefälle zwischen den Armen und den Arroganten war gravierend und konnte nicht mehr lange andauern. Der Prophet glaubte, dass eine Umkehr des Schicksals kommen würde. Gott war im Begriff, für diejenigen zu handeln, die unterdrückt wurden. Die Niedrigen und Armen werden Freude finden, während die Arroganten verschwunden sein werden. Wenn die Frommen Gottes Handeln in ihrem Namen sehen, wird ihr Glaube bestätigt werden, und sie werden zu einer immer größeren Treue zu Gott geführt werden, denn sie werden in Ehrfurcht vor Gottes Heiligkeit stehen.
aus: HOPPE, LESLIE J. ; DURKEN, D. (ed.): Isaiah, The New Collegeville Bible Commentary. vol. 13. Collegeville, MN : Liturgical Press, 2012 (übersetzt mit DeepL)


Im Tagesgebet der Messe vom Freitag in der 1. Adventswoche beten wir:

Biete auf deine Macht, Herr, unser Gott,
und komm.
Entreiße uns den Gefahren,
in die unsere Sünden uns bringen.
Mache uns frei und rette uns.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.
Amen.


M. Wetzel



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 Christi Himmelfahrt Predigt und Orgelspiel aus der Vorabendmesse M. Wetzel