Das Markusevangelium - Infos und Erklärungen 4
Der erste Vers des Markusevangeliums dient als Überschrift, als Inhaltsangabe und verdient eine nähere Betrachtung:
1 Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn.
Für ‘Anfang’ steht im Griechischen das Wort archē, das einen weiten Bedeutungsumfang hat: es kann für Beginn, Anfang, Grundlage, Prinzip oder Ursache stehen. In Markus 1,1 klingen also verschiedene Aspekte an:
zunächst geht es schlicht um Anfang des Buches
außerdem ist damit die unmittelbar folgende Episode, nämlich die Taufe Jesu durch Johannes, als der Startpunkt des Auftretens Jesu, als Beginn der ‘Frohen Botschaft’ gekennzeichnet
zugleich ist eine Überschrift über das ganze Evangelium gesetzt: alles was in den 16 Kapiteln des Markusevangeliums erzählt wird, von der Taufe Jesu bis zur Kreuzigung und Auferstehung, ist ‘Grundlage’, ‘Prinzip’ der Verkündigung über Jesus als Messias (Christus) und Sohn Gottes
und zuletzt kann man in diesen Eingangsworten des Evangeliums einen Appell des Evangelisten an seine Hörer/Leser sehen: Das Markusevangelium ist nicht ein abgeschlossene Angelegenheit in der Vergangenheit, es steht für einen ‘Anfang’, dem eine Fortsetzung folgen muss: die gläubige Antwort der Hörer des Evangeliums ist der notwendige “2. Band” des Buches. Für diese Sicht des Evangelisten spricht auch der sehr offene Schluss des Evangeliums: der ursprüngliche Schlussvers ist Mk 16, 8, wo es von den Frauen am leeren Grab heißt:
8 Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemandem etwas davon; denn sie fürchteten sich.
Dieser ‘unbefriedigende’ Schlussvers ergibt dann einen Sinn, wenn man davon ausgeht, dass im Sinne des Evangelisten alles bis dahin erst der ‘Anfang’ war - jetzt, im Leben der Gemeinde Jesu, geht es mit dem Zeugnis für den Auferstandenen weiter.
M. Wetzel
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