Adventsbesinnung: Dienstag in der 1. Adventswoche - 1. Dezember
Die Tageslesung vom Dienstag in der ersten Adventswoche stammt aus dem 11. Kapitel im Buch des Propheten Jesaja:
1 Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, / ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.
2 Der Geist des Herrn ruht auf ihm: / der Geist der Weisheit und der Einsicht,
der Geist des Rates und der Stärke, / der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn.
3 Und er hat sein Wohlgefallen an der Furcht des Herrn. / Er richtet nicht nach dem Augenschein / und nach dem Hörensagen entscheidet er nicht,
4 sondern er richtet die Geringen in Gerechtigkeit / und entscheidet für die Armen des Landes, wie es recht ist.
Er schlägt das Land / mit dem Stock seines Mundes
und tötet den Frevler / mit dem Hauch seiner Lippen.
5 Gerechtigkeit ist der Gürtel um seine Hüften / und die Treue der Gürtel um seine Lenden.
6 Der Wolf findet Schutz beim Lamm, / der Panther liegt beim Böcklein.
Kalb und Löwe weiden zusammen, / ein kleiner Junge leitet sie.
7 Kuh und Bärin nähren sich zusammen, / ihre Jungen liegen beieinander. / Der Löwe frisst Stroh wie das Rind.
8 Der Säugling spielt vor dem Schlupfloch der Natter / und zur Höhle der Schlange streckt das Kind seine Hand aus.
9 Man tut nichts Böses / und begeht kein Verbrechen / auf meinem ganzen heiligen Berg;
denn das Land ist erfüllt von der Erkenntnis des Herrn, / so wie die Wasser das Meer bedecken.
10 An jenem Tag wird es der Spross aus der Wurzel Isais sein, / der dasteht als Feldzeichen für die Völker;
die Nationen werden nach ihm fragen / und seine Ruhe wird herrlich sein. (Jes 11, 1-16)
Lesungen aus Jesaja prägen die Adventszeit, und ganz besonders diese. Sie stellt zwei Bilder vor Augen: der neue Zweig, der aus dem abgestorbenen Baumstumpf wächst, verweist in der Zeit des Jesaja auf den Niedergang des Königtums in Jerusalem (Isai, der Vater des Königs David, steht für diese Dynastie), zugleich aber auf neue Hoffnung. Vielleicht hat der Prophet damit zunächst eine naheliegende Hoffnung gemeint: einen neuen König, der es besser machen soll als seine Vorgänger. Aber das zweite Bild: der umfassende, paradiesische Friede, in der Natur wie unter den Völkern, geht weit über das hinaus, was irgendein irdischer Herrscher bewirken könnte. Hier kommt die messianische Hoffnung Israels, die Hoffnung auf einen göttlichen Erlöser, in den Blick.
Dieser Text könnte uns heute anleiten, darüber nachzudenken, wie sich im eigenen Leben die kleinen, naheliegenden Hoffnungen und die großen, umfassenden Träume zueinander verhalten. Unmittelbare Erwartungen, Hoffnungen für das Nächstliegende sind leicht benannt: Gesundheit, Erfolg im Beruf, Harmonie in der Familie und vieles Andere. Ist das schon alles? Trauen wir uns noch, darüber hinaus zu hoffen, Großes zu erwarten? Umfassender Friede, Gerechtigkeit für alle Völker, Überwindung von Leid und Tod – das scheinen für Viele weltfremde Utopien zu sein. Als Christen bekennen wir uns dazu, dass diese großen Hoffnungen nicht sinnlos sind, dass sie nicht vergessen werden, dass sie im Auftreten Jesu einen konkreten Ort gefunden haben.
M. Wetzel
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