Sonntag, 9. August 2020

 19. Sonntag im Jahreskreis

Impuls zum 19. Sonntag im Jahreskreis


Auch an diesem Sonntag hören wir im Evangelium von einer Wundertat Jesu:

22 Gleich darauf drängte Jesus die Jünger, ins Boot zu steigen und an das andere Ufer vorauszufahren. Inzwischen wollte er die Leute nach Hause schicken. 23 Nachdem er sie weggeschickt hatte, stieg er auf einen Berg, um für sich allein zu beten. Als es Abend wurde, war er allein dort. 24 Das Boot aber war schon viele Stadien vom Land entfernt und wurde von den Wellen hin und her geworfen; denn sie hatten Gegenwind.
25 In der vierten Nachtwache kam er zu ihnen; er ging auf dem See.
26 Als ihn die Jünger über den See kommen sahen, erschraken sie, weil sie meinten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst. 27 Doch sogleich sprach Jesus zu ihnen und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!
28 Petrus erwiderte ihm und sagte: Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme!
29 Jesus sagte: Komm! Da stieg Petrus aus dem Boot und kam über das Wasser zu Jesus. 30 Als er aber den heftigen Wind bemerkte, bekam er Angst. Und als er begann unterzugehen, schrie er: Herr, rette mich!
31 Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?
32 Und als sie ins Boot gestiegen waren, legte sich der Wind.
33 Die Jünger im Boot aber fielen vor Jesus nieder und sagten: Wahrhaftig, Gottes Sohn bist du. (Mat 14, 22-33)

Die Begegnung der Jünger mit Jesus mitten auf dem See findet sich ähnlich auch im Markusevangelium und im Johannesevangelium. Nur bei Matthäus lesen wir aber die Episode von Petrus, der Jesus zunächst auf dem Wasser entgegengeht und dann, als er Angst bekommt, unterzugehen droht und von Jesus gerettet wird. Es ist ganz typisch für den Evangelisten Matthäus, dass die Jünger Jesu nicht wie bei Markus einfach als unverständig und noch ohne Glauben gekennzeichnet werden. Vielmehr werden die Jünger im Matthäusevangelium immer wieder ‚kleingläubig‘ genannt – das ist nicht nur eine abwertender Ausdruck, sondern auch die Anerkennung, dass da schon ein Anfang des Glaubens gemacht ist, dass die Jünger auf dem Weg sind, Jesus richtig kennenzulernen und zu verstehen. Für diesen Lernprozess der Jünger steht hier Petrus stellvertretend: Wir können uns in ihm wiedererkennen – sowohl in der Freude über die Begegnung mit Jesus und im raschen Vertrauen auf ihn, wie auch im ängstlichen Starren auf die eigenen begrenzten Möglichkeiten. Der Ruf des Petrus: ‚Herr, rette mich!‘ ist der Ruf jedes Jüngers und jeder Jüngerin Jesu: Unser Glaube ist nicht ein fester Besitzt, sondern ein immer neues auf-Jesus-Zugehen, ein immer neues Einüben des Vertrauens zu ihn, ein immer neues Ergreifen seiner rettenden Hand.


Im Tagesgebet der Messe lesen wir:

Allmächtiger Gott, wir dürfen dich Vater nennen,
denn du hast uns an Kindes statt angenommen
und uns den Geist deines Sohnes gesandt.
Gib, dass wir in diesem Geist wachsen
und einst das verheißene Erbe empfangen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.

Ich wünsche Ihnen einen schönen, gesegneten Sonntag!

Pfarrer Martin Wetzel

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 Christi Himmelfahrt Predigt und Orgelspiel aus der Vorabendmesse M. Wetzel