Donnerstag, 21. Mai 2020

Christi Himmelfahrt

1075 Himmelfahrt Christi anagoria
Anagoria / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)
Relief mit der Himmelfahrt Christi; Oströmisches Reich, 2. Hälfte des 11. Jhd.; Museum für Byzantinische Kunst (Inv. 580), Bodemuseum Berlin


Impuls zum Fest Christi Himmelfahrt

In der Lesung hören wir aus dem 1. Kapitel der Apostelgeschichte:

11 Im ersten Buch, lieber Theophilus, habe ich über alles berichtet, was Jesus von
Anfang an getan und gelehrt hat, 2 bis zu dem Tag, an dem er in den Himmel
aufgenommen wurde. Vorher hat er den Aposteln, die er sich durch den Heiligen Geist
erwählt hatte, Weisung gegeben. 3 Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele
Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen
4 Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern
wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt! 5 Denn
Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem
Heiligen Geist getauft werden. 6 Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr,
stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? 7 Er sagte zu ihnen: Euch steht
es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt
hat. 8 Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch
herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa
und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.
9 Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke
nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. 10 Während sie unverwandt ihm nach zum
Himmel emporschauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei
ihnen 11 und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum
Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde,
wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.


Die ersten Verse der Apostelgeschichte stehen an einem Übergang: literarisch geht es um
den Übergang zum zweiten Band des Doppelwerkes Lukasevangelium – Apostelgeschichte.
Ganz knapp wird noch einmal der Inhalt des ersten Bandes referiert: Jesus hat gelehrt und
gewirkt, er hat gelitten und ist nach seiner Auferstehung den Jüngern erschienen. Und das
führt dann gleich zur zentralen Frage der Apostel: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für
Israel wieder her? In der Tat – die Verkündigung des ‚Reiches Gottes‘ stand im Mittelpunkt
der Botschaft Jesu, die Apostel haben recht, wenn sie fragen, was nun daraus wird. Jesus
weist die Frage keineswegs ab, es geht ihm aber nicht um Spekulationen über den Zeitpunkt,
es geht ihm darum, dass seine Jünger ein tieferes Verständnis des Gottesreiches finden: Es
kann anbrechen, wenn sie beisammen bleiben, wenn sie auf sein Wort vertrauen, wenn sie
sich von ihm mit den Gaben des Heiligen Geistes ausstatten lassen.

Die Himmelfahrt Jesu ist notwendiger Teil des Übergangs, des Neuanfangs, von dem an
Anfang der Apostelgeschichte die Rede ist. Die Situation der Jüngerinnen und Jünger, die
Jesus nicht mehr unmittelbar bei sich haben, aber dennoch von seinem Geist erfüllt sind,
steht für die Situation des mündigen, freien Christen: er soll nicht ‚in den Himmel starren‘
oder auf Erfahrungen der Vergangenheit fixiert sein, sondern im Vertrauen auf den
lebendigen Gottesgeist mutig den Weg Jesu weitergehen und sein Zeuge in der Welt sein.

Im Tagesgebet von Christi Himmelfahrt beten wir:

Allmächtiger, ewiger Gott, erfülle unser Herz mit Freude und Dankbarkeit,
denn in der Himmelfahrt deines Sohnes hast du den Menschen erhöht.
Schenke uns das feste Vertrauen, dass auch wir zu der Herrlichkeit gerufen sind,
in die Christus uns vorausgegangen ist, der in der Einheit des Heiligen Geistes

Ich wünsche Ihnen ein schönes Fest Christi Himmelfahrt und eine gute Vorbereitung auf das
Pfingstfest,

M. Wetzel

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 Christi Himmelfahrt Predigt und Orgelspiel aus der Vorabendmesse M. Wetzel