Samstag, 4. September 2021

"Ich habe einen Traum..." (23. Sonntag im Jahreskreis)


 „Ich habe einen Traum…“ (Martin Luther King)

Im Urlaub kommt man schon mal ins Träumen…
…es gibt Medikamente gegen Corona, Krebs, Alzheimer…
…wir feiern unseren Bazar, unser Gemeindefest mit ganz vielen Menschen
…unsere Gottesdienste sind super besucht – wir brauchen keinen Abstand einhalten und müssen keine     Maske tragen
…Menschen sind tolerant, hilfsbereit, friedfertig
…in Afghanistan gibt es eine funktionierende Demokratie
…Terrorismus und religiösen Fanatismus gibt es nicht
…Politiker:innen sind aufrichtig und bereichern sich nicht
…es gibt keine Arbeitslosigkeit, Armut, keinen Hunger
…Naturkatastrophen kennen wir nicht…

Ja, träumen darf man. Zu schön, um dann wahr zu sein.
Jedoch jeder Traum hat ein Ende
Und schon sind wir wieder in der harten Realität.
Wenn wir diese Realität anschauen, dann mutet sie uns oft wie eine Wüste an. 
Wie viele lebensfeindliche, lebensbedrohliche Bedingungen sehen wir in unserer Gesellschaft, auf unserer Erde, bei uns selbst:
Krankheit, Kriege, Klimawandel, Zukunftsängste, Rassismus, Armut…
…und dann kommen noch meine persönlichen „Wüsten“ dazu. Jede:r weiß das von sich am besten.

In diese lebensfeindlichen Bedingungen hören wir den Lesungstext von Jesaja:
Blühen wird deine Wüste
Blinde sehen
Lahme gehen
Stumme reden…

…Leben findet statt – auch in „wüstem“ Umfeld.
Gott ist da. Mitten unter uns. Er bewässert unsere Wüsten.
Wie poetisch Jesaja diese Vision beschreibt, mit kraftvollen Bilder.
Sie hinterlassen Wirkung bei uns. Es tut gut diesen Text zu hören.
Diesen Text, den wir im Advent hören (Lesejahr A) und den wir mit Erwartung und Hoffnung verbinden.

Hoffnung auf Befreiung von allem, was uns einschränkt.
Jesaja stellt uns die Erfahrungen seines Volkes vor Augen: Gott macht immer wieder Mut zum Leben.
Damit eine Wüste erblüht, reicht ein wenig Wasser.
Vielleicht kann uns dieses Bild in dürren Zeiten Hilfe sein durchzuhalten.
Vielleicht kann Jesaja mit seinem tiefen Glaubensreichtum Vorbild sein.
Vielleicht haben auch wir die Erfahrung gemacht, dass oft nicht viel gebraucht wird, damit Leben wieder explodieren kann… ein Wort, eine zärtliche Geste, eine kleine Zuwendung….

Wo sind unsere Wüsten erblüht?
Wo kann ich anderen zum Blühen helfen?

„Sagt den Verzagten: Seid stark, fürchtet euch nicht! Seht, euer Gott! Die Rache kommt, die Vergeltung Gottes! Er selbst kommt und wird euch retten. Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben werden geöffnet. Dann springt der Lahme wie ein Hirsch und die Zunge des Stummen frohlockt, denn in der Wüste sind Wasser hervorgebrochen und Flüsse in der Steppe. Der glühende Sand wird zum Teich und das durstige Land zu sprudelnden Wassern.“
Jes 35, 4-7a (1. Lesung 23. Sonntag im Jahreskreis)

Wir brauchen mit so einem Gott an der Seite nicht mehr verzagt sein!

Ihnen allen einen schönen Sonntag und eine "blühende" Woche,
Sabine Hansen, Pastoralreferentin

Keine Kommentare:

 Christi Himmelfahrt Predigt und Orgelspiel aus der Vorabendmesse M. Wetzel