Samstag, 18. September 2021

Dankbarkeit


„Frei wie der Wind, strahlend wie die Sonne, weit und offen wie das Meer,
fruchtbar wie die Erde und mit Wonne, singe ich dem Schöpfergott zur Ehr.“
(Gerhard Fehrenbach)


Dieses Lied passt so schön in unsere Zeit. Die Ferien gehen zu Ende – viele von uns haben sich den Wind um die Nase wehen, sich die Sonne ins Gesicht strahlen lassen, sind in ins Meer gesprungen und haben das kühle Nass genossen.
Ja, die lange Sommerzeit neigt sich dem Ende zu, der Herbst kommt mit leichten Füßen und wir hoffen auf einen „goldenen Oktober“.
Für viele ist ein goldener Oktober die schönste Zeit im Jahr.
Ich finde auch, wenn sich alles in kraftvolle gelbe, rote, goldene Farben hüllt, leichter Tau die Wiesen benetzt und die Sonne eine ganz besondere Strahlkraft hat, dann können wir noch einmal so richtig „auftanken“ und „einsaugen“ bevor Natur und unser Leben einen anderen Rhythmus nehmen müssen.
Die Bauern haben ihre Ernte eingefahren, wir starten in ein neues Schul- und Gemeindejahr…wenn auch anders als gedacht. Corona hat uns noch im Griff.
Trotzdem: Bevor wir so richtig das letzte Drittel des Jahres in den Blick nehmen, sagen wir aber bewusst Danke: am 2. Oktober ist das Erntedankfest. Eine gute Ernte ist nicht selbstverständlich – auch nicht bei uns. Wir haben das durch die vielen Wetterkatastrophen selbst gemerkt. Viel zu viel Wasser, dann viele zu lange trocken…
Die Natur hat ihre eigenen Gesetze und wir sind abhängig von ihr. Es liegt nicht nur in unserer Hand, ob eine Ernte gut wird.
Und deshalb sagen wir aus tiefem Herzen Danke für all das, was uns geschenkt wurde.
An Erntedank nehmen wir aber auch die „Bewahrung der Schöpfung“ in den Blick. Ohne unsere Schöpfung haben wir keine Zukunft. Deshalb sind Umweltschutz und Nachhaltigkeit der Landwirtschaft und Ökologie wichtig, wenn wir für eine „gute Ernte“ danken. Unsere Erde kann nur fruchtbar sein, wenn wir nachhaltig und liebevoll mit ihr umgehen. Daran will uns Erntedank erinnern.
In einem Text zu Erntedank habe ich gelesen: „Für Christen hat jeder Gottesdienst ein Hauch von Erntedank. Schließlich bete n sie in jedem Vaterunser: Unser täglich Brot gib uns heute….“
An Erntedank können wir uns aber auch persönlich fragen, wo wir unsere „Ernte“ eingefahren haben in diesem Jahr: Wo war ich fruchtbar? Wo habe ich Frucht getragen? Was ist mir gelungen, was war weniger „ertragreich“? Was ist „erblüht“, was ist „verdorrt“? Ich denke, das sind Fragen, die wir in die stille Jahreszeit dann mit hineinnehmen können, um dann wieder kraftvoll aufblühen zu können.
Dankbarkeit -  eine Haltung, die in unserer Gesellschaft, in der alles machbar scheint, selten geworden ist. Oft geht es doch eher ums haben wollen, ums Ansehen, ums leisten können…
Jesus gibt im Sonntagsevangelium diesem Machtstreben eine Absage. Die Jünger sind nämlich genau so gestrickt. Zum zweiten Mal spricht Jesus auf dem Weg durch Galiläa von seinem Tod und seiner Auferstehung. Doch die Jünger wollen oder können ihn nicht verstehen nicht. Sie sind mit ihren Gedanken wo ganz anders. Sie haben anderes im Kopf. Sie träumen von Macht und Größe. Sie streiten um die ersten Plätze.
Wer hat das beste Ansehen bei Jesus?
Der Größte sein zu wollen, den Ton anzugeben und die erste Geige spielen zu wollen, das ist uns allen doch auch nicht fremd?
Zugeben wollen sie es dann auch nicht gleich.
Ob Jesus darüber sauer ist, wissen wir nicht. Aber er hat eine Engelsgeduld und antwortet ihnen liebevoll:
Er stellt ihnen ein Kind vor Augen. Nicht weil Kinder so unschuldig sind, auch sie können ganz schön aggressiv und boshaft sein. Jesus möchte ihnen das kindliche Vertrauen zeigen. Ein Kind vertraut darauf, dass es das, was es zum Leben braucht ohne Gegenleistung geschenkt bekommt.

Jesus möchte uns ermutigen wie ein Kind zu werden, nicht kindisch, aber kind-lich:
Offen zu sein, unbefangen, vertrauenselig.
Sind wir so, werden wir auch dankbar sein können.

Dankbar, dass uns die Schöpfung, das Leben, das Reich Gottes geschenkt ist.
Vielleicht können wir im ausgehenden Sommer, im Goldenen Herbst auch daran denken!

Sabine Hansen, Pastoralreferentin

 

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