Samstag, 13. März 2021

 Besinnung zur 4. Fastenwoche


"Ich will das gar nicht sehen!" So geht es mir bei manchen Bildern in den Nachrichten, die mir zu grausam und zu erschreckend sind. Es gibt Meldungen, da würde ich mir am liebsten die Ohren zuhalten, die Augen verschließen und schnell weiterschalten. Wenn ich ein Kreuz sehe, kommen mir manchmal auch trauernde Gedanken. Der Körper Jesu, blutend und geschunden, von anderen Menschen ans Kreuz geschlagen. Einfach nur schrecklich und furchtbar, was Menschen einander antun können! Am liebsten würde ich wegschauen. Und doch sagt etwas in mir: "Schau hin! Lauf nicht weg, sondern stell dich der Realität. Sieh dem Gekreuzigten ins Gesicht!"

Schmerzhaftes zu verdrängen ist eine normale menschliche Reaktion, ein Schutzmechanismus, der an manchen Stellen sehr sinnvoll sein kann. Dennoch ist es keine Lösung, immer nur wegzuschauen und dem Leid auszuweichen. Niemandem ist damit geholfen. Im Gegenteil: Damit sich etwas zum Guten verändern kann, ist es notwendig, die Dinge so anzuerkennen, wie sie wirklich sind. Ich brauche den Mut, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen, sie bei Licht zu betrachten. Das kann auch manchmal zeitintensiv sein. Doch nur auf diesem Weg kann sich etwas zum Guten verändern, kann etwas heilsam werden.

Der tote Körper Jesu als Zeichen für das entsetzliche Leid so vieler Unschuldiger – Für mich steht dahinter die Botschaft: "Schau hin! Verschließe deine Augen nicht vor dem, was schmerzhaft ist, sondern schau die Welt und dich selbst mutig und ohne Furcht an, auch dann wenn es schmerzt." Denn nur was ich angenommen und akzeptiert habe, kann auch geheilt werden. Jesus ist vor der Realität nicht davongelaufen, sondern er hat am Kreuz alles Leid und alle Schuld auf sich genommen und dadurch Erlösung gebracht. Ihm kann ich diese Welt und mein Leben anvertrauen, im festen Glauben, dass er nicht gekommen ist, um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten. 
In diesem Wissen, dass Jesus auch mir persönlich Erlösung schenkt kann ich die Fastenzeit und die momentane Situation für mich selbst besser hinnehmen.


Gemeindereferentin Sandra Nitsche

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