Samstag, 27. Februar 2021

"Du stellst meine Füße auf weiten Raum" - Gedanken zur 2. Fastenwoche

 „Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ (Ps 31,9)

Seit Aschermittwoch hängt in Maria Hilf und in St. Jakobus das neue Misereror Hungertuch aus. In allen drei Kirchen finden Si Informations- und Gebetsmaterial dazu .

Ich möchte versuchen, Ihnen das doch eher ungewöhnliche und auf den ersten Blick frag-würdige Hungertuch der chilenischen Künstlerin Lilian Moreno Sanchez näher zu bringen.
Die Künstlerin hat es zu Beginn der Pandemie 2020 gemalt.
Schauen Sie es an, was sehen wir auf den ersten Blick: feine und etwas dickere verschlungene Linien,  goldene Blütenblätter. Auf alle Fälle ein farblich minimalistisches Bild. Und was wir nicht sehen: das Original ist auf Bettwäsche gemalt – aus einem Krankenhaus und einem bayerischen Frauenkloster.
Was erkennen wir auf dem Bild?
Die Künstlerin zeichnet in den schwarzen Linien ein Röntgenbild eines Fußes, der mehrfach gebrochen ist, auf die Leinwand.
Der Fuß gehört zu einem Menschen, der in Chile für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit demonstriert hat. Die Polizeigewalt hat ihn schwer verletzt. Das Bild hat zweifelsohne biografische Hintergründe, denn die Künstlerin hat diese Gewalt der Diktatur in Chile erlebt.

Was sagt es uns hier in Mannheim?
Misereror schreibt in der Interpretation dazu: „Die schwarzen Linien des Röntgenbildes, die verwendeten Materialien Zeichen-Kohle, Staub und Leinöl, die karge Bildsprache verweisen auf das Sterben Christi und das Leiden der Menschen; dagegen stehen Gold und Blumen für Hoffnung und Liebe.“
Das Röntgenbild vermittelt uns Schmerz und Krankheit. Die goldenen Blumen zeigen uns in allem Leid aber auch die Kraft eines neu erblühenden, geheilten Lebens. Und wenn wir genau auf die Linien schauen, spüren wir  auch ein Gefühl der Leichtigkeit, wie wenn wir frei schweben würden. Das Leben geht weiter – auch mit verwundeten Füßen.
Das Leben ist so verletzlich.
Das spüren wir auch in dieser Zeit der Pandemie. Wir spüren Verletzlichkeit in unserm sozialen, kulturellen und auch religiösen Leben. Wir haben das Gefühl alles bricht  - alles bricht zusammen. Soziale Kontakte, Zusammenhalt, gemeindliches Leben vor Ort.
Wir fragen uns, wie geht es weiter? Wir wollen unser altes Leben zurück. Gibt es ein Leben nach Corona?
Wir spüren alle, dass unser Leben anders sein wird.
Wir wissen nicht was diese neue Zeit uns bringen wird, wir unser Leben aussehen wird.
„Die Kraft des Wandels“ hat Lilian Moreno Sanchez ihr Bild noch untertitelt.
Unser Leben wandelt sich. Statt darüber zu jammern, sollten wir kraftvoll neue Möglichkeiten suchen und leben.
Diese Zeit des Abstandes, des Verzichten und Fastens, der Erkenntnis, dass eben nicht alles machbar ist, der Sorgen um die Existenz ist sicher schlimm und bedrohlich. Sie wird aber in Hoffnungslosigkeit nicht besser.
Sie wird besser im Vertrauen auf das was uns trägt.
So wie die Künstlerin in ihr Bild goldene Blumen als Zeichen der Heilung eingearbeitet hat. Sie will uns darauf aufmerksam machen, woher Heil und Heilung kommt: von Jesus Christus.
In Psalm 31 wird uns das hoffnungsvoll vor Augen geführt.
„Er beschreibt, was im Glauben alles möglich ist. Das Bild des Fußes lässt uns an Aufbruch, Bewegung und Wandel denken; das Bild des weiten Raumes lässt uns aufatmen, wenn die Füße schwach werden“ schreibt Misereor dazu.
Der Psalm kennt Erfahrungen von Krankheit, Einsamkeit und Verzweiflung. Immer schon haben Menschen in solchen Zeiten Zuflucht bei Gott gesucht: „aus der Enge der Angst blickten sie hinaus ins Weite und schöpften Kraft für einen Neubeginn.“

Auch für uns geht es  darum nicht in der Verletzlichkeit, in der Sorge zu verharren, sondern als Christinnen und Christen vertrauensvoll auf Jesus Christus zu bauen und darum wissen, dass unsere Verletzlichkeit und Angst  Heilung erfahren kann.

Ich erinnere mich an meine Krankenzeit vor 6 Jahren.
Damals wurde ich von den den existentiellen Fragen eines jedes Menschen in Krisensituationen herausgefordert: wie komme ich durch diese dunkle Zeit, wie kann ich weiterleben.
Auch in meinen Glauben wurde ich herausgefordert. Tragen die Zusagen unseres Glaubens, die ich in vielen seelsorgerlichen Gesprächen anderen Menschen zugesagt habe? Diese Krisenzeit wurde auch eine Anfrage an meinen persönlichen Glaubens. Und ich kann sagen: die Zusagen, sie haben getragen.
Gott ist an deiner Seite, er geht mit dir deinen Weg – ich durfte es erfahren.
In dieser Zeit ist mir das Wort des Mannheimer Jesuitenpaters Alfred Delp in die Hände gefallen: „Lasst uns dem Leben trauen, weil wir es nicht allein zu leben haben, sondern Gott es mit uns lebt.
Er hat diesen Gedanken mit gefesselten Händen und zum Tod verurteilt geschrieben. Er formuliert damit die feste Überzeugung: Gott geht mit uns.
Ich vertraue auch in dieser Pandemiezeit darauf, dass Gott diese Zeit begleitet.
Dass er uns neue Ideen schenkt, diese Zeit zu bestehen.
Dass uns neu bewusst wird, was wichtig in unserem Leben, in unserem Glauben ist. Und das kann auch Wandel und Veränderung sein.

Lassen Sie uns mutig sein, lassen Sie uns ausdauernd und beharrlich sein, lassen Sie uns solidarisch sein mit denen, die sich schwer tun in dieser Zeit, und lassen Sie uns diesen weiten Raum beschreiten, in den uns Gott immer wieder mit seiner befreienden Botschaft der Liebe, der Gerechtigkeit, der Freiheit stellt
Lassen Sie uns die Kraft des Wandels leben.

In den Kirchen liegt zum Hungertuch einiges an Material aus – auch ein DinA 4 Bild des Hungertuchs. Bedienen Sie sich gerne!

Sabine Hansen, Pastoralreferentin

Das MISEREOR-Hungertuch 2021 „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ von Lilian Moreno Sánchez © MISEREOR

Quelle: https://www.misereor.de/mitmachen/fastenaktion/hungertuch

Freitag, 26. Februar 2021

 26.2.2021


Die Vatikanischen Museen und Radio Vatikan laden ein zum virtuellen Museumsbesuch in Corona-Zeiten: Heute wird eine russische Ikone aus dem 15./16. Jhd. zur Taufe Jesu vorgestellt.

M. Wetzel

Mittwoch, 24. Februar 2021

 24. Februar - Fest des Hl. Apostels Matthias


Matthias wurde in den Apostelkreis nachgewählt nach dem Ausscheiden des Judas Iskariot. (siehe Apostelgeschichte 1, 15 ff)
Als einziger der Apostel fand er seine Ruhestätte nördlich der Alpen - in der Abtei St. Matthias in Trier.


Sarkophag mit den Gebeinen des Apostels Matthias, Trier, St. Matthias
Foto: 
Helge Klaus Rieder


M. Wetzel

Montag, 22. Februar 2021

 Kurzpredigt 22.2.2021



M. Wetzel

 22. Februar - Fest "Kathedra Petri"


Am 22. Februar 2006 erklärte Papst Benedikt XVI. in einer Ansprache während der Generalaudienz die Bedeutung des Festes 'Kathedra Petri':

"Die lateinische Liturgie feiert heute das Fest Kathedra Petri. Es handelt sich dabei um eine sehr alte, seit dem 4. Jahrhundert in Rom bezeugte Tradition, mit der Gott für die Sendung, die dem Apostel Petrus und seinen Nachfolgern anvertraut wurde, gedankt wird. Die »Kathedra« ist in der ursprünglichen Wortbedeutung der feste Sitz des Bischofs, der in der Hauptkirche einer Diözese aufgestellt ist, die deshalb »Kathedrale« heißt; sie ist außerdem das Symbol der Autorität des Bischofs und insbesondere seines »Lehramtes«, das heißt der Lehre des Evangeliums, die er als Nachfolger der Apostel bewahren und an die christliche Gemeinde weitergeben soll. Wenn der Bischof die ihm anvertraute Teilkirche in Besitz nimmt, trägt er Mitra und Hirtenstab und nimmt auf der Kathedra Platz. Von diesem Sitz aus wird er als Lehrer und Hirt den Weg der Gläubigen in Glaube, Liebe und Hoffnung leiten.

Was war also die »Kathedra« des hl. Petrus? Er, der von Christus als »Fels« ausgewählt worden war, um darauf die Kirche zu bauen (vgl. Mt 16,18), begann seinen Dienst in Jerusalem, nach der Himmelfahrt Jesu und nach Pfingsten. Der erste »Sitz« der Kirche war der Abendmahlssaal, und wahrscheinlich war in jenem Saal, wo auch Maria, die Mutter Jesu, mit den Jüngern zusammen betete, für Simon Petrus ein besonderer Platz vorgesehen. Danach wurde Antiochien zum Sitz des Petrus, die am Fluß Orontes in Syrien, heute in der Türkei, gelegene Stadt und damals nach Rom und Alexandrien in Ägypten die drittgrößte Metropole des Römischen Reiches. Von dieser Stadt, die von Barnabas und Paulus evangelisiert worden war und wo »man die Jünger zum erstenmal Christen nannte« (Apg 11,26), wo also für uns der Name Christen entstanden ist, war Petrus der erste Bischof, so daß das Römische Martyrologium vor der Kalenderreform auch ein eigenes Fest der Kathedra Petri in Antiochien vorsah. Von dort führte die Vorsehung Petrus nach Rom. Dies ist also der Weg von Jerusalem, wo die Kirche entstanden ist, nach Antiochien, dem ersten Zentrum der Kirche, die aus Heiden bestand und noch mit der von den Juden herkommenden Kirche verbunden war. Danach begab sich Petrus nach Rom, den Mittelpunkt des Reiches, Symbol des »Orbis« – die »Urbs«, die Stadt, die Ausdruck des »Orbis«, des Erdkreises, ist –, wo er seinen Weg im Dienst des Evangeliums mit dem Martyrium vollendete. Deshalb erhielt der Sitz von Rom, dem die höchste Ehre zuteil geworden war, auch die dem Petrus von Christus anvertraute Ehre, nämlich allen Teilkirchen zu dienen, für den Aufbau und die Einheit des ganzen Volkes Gottes.

Der Sitz von Rom wurde nach diesem Weg des hl. Petrus somit als Sitz des Nachfolgers Petri anerkannt, und die »Kathedra« des Bischofs von Rom repräsentierte die des Apostels, der von Christus beauftragt worden war, dessen ganze Herde zu weiden. Das bezeugen die ältesten Kirchenväter, wie zum Beispiel der hl. Irenäus, Bischof von Lyon, aber aus Kleinasien stammend, der in seinem Traktat Adversus haereses [Gegen die Häresien] die Kirche von Rom als »größte und älteste, bei allen bekannte…, in Rom gegründet und aufgebaut von den zwei glorreichsten Aposteln Petrus und Paulus«, beschreibt. Und er fügt hinzu: »Mit dieser Kirche muß wegen ihres besonderen Vorranges notwendig jede Kirche übereinstimmen, das heißt die Gläubigen von überall« (III, 3, 2–3). Wenig später äußert sich Tertullian so: »Wie gesegnet ist doch diese Kirche von Rom! Es waren die Apostel selbst, die ihr mit ihrem Blut die ganze Lehre weitergegeben haben« (De praescriptione haereticorum, 36). Die Kathedra des Bischofs von Rom verkörpert also nicht nur dessen Dienst an der römischen Gemeinde, sondern seinen Leitungsauftrag für das ganze Volk Gottes.

Die »Kathedra« Petri feiern, wie wir es heute tun, bedeutet daher, ihr eine starke geistliche Bedeutung zuzuschreiben und darin ein bevorzugtes Zeichen der Liebe Gottes zu erkennen, des guten und ewigen Hirten, der seine ganze Kirche zusammenführen und auf dem Weg des Heils leiten will. Unter den vielen Zeugnissen der Kirchenväter möchte ich gern jenes des hl. Hieronymus wiedergeben, das einem seiner Briefe an den Bischof von Rom entnommen und besonders interessant ist, weil es ausdrücklich auf die »Kathedra« Petri Bezug nimmt und sie als sicheren Ankerplatz der Wahrheit und des Friedens darstellt. Hieronymus schreibt: »Ich habe beschlossen, bei der Kathedra Petri anzufragen, dort, wo jener Glaube ist, den der Mund eines Apostels gerühmt hat; ich komme jetzt, um an jenem Ort Nahrung für meine Seele zu erbitten, wo ich einst das Kleid Christi erhalten habe. Ich folge keinem anderen Primat als dem Christi; deshalb setze ich mich mit deiner Heiligkeit in Verbindung, das heißt mit der Kathedra Petri. Ich weiß, daß auf diesem Fels die Kirche gebaut ist« (Briefe I,15,1–2)."


(gepostet von M. Wetzel)

Sonntag, 21. Februar 2021

 1. Fastensonntag


Das Evangelium vom 1. Fastensonntag gibt uns den kurzen Bericht des Markusevangeliums über die Versuchung Jesu:


12 Und sogleich trieb der Geist Jesus in die Wüste. 13 Jesus blieb vierzig Tage in der Wüste und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm. 

14 Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes 15 und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium! (Markus 1, 12-15)

Die seltsame Bemerkung, dass Jesus 'bei den wilden Tieren' war, versucht die folgende Auslegung zu deuten:

Die Wüste als Ort der Prüfung und der Befreiung liefert einen Anhaltspunkt für das Verständnis des merkwürdigsten Elements des Versuchungsberichts von Markus, seinen Hinweis darauf, dass Jesus "bei den wilden Tieren" war. Es gibt keine genaue Parallele zu dieser Aussage in der Bibel. Ein Versuch, ihre Bedeutung zu erklären, beruft sich auf Adams Benennung der Tiere in Eden (Gen 2,19), auf den neuen Bund (Hos 2,18-19) und vor allem auf die Verwandlung der feindlichen Schöpfung in ein friedfertiges Reich (Jes 11,6-9; Hiob 5,22-23). Nach dieser Deutung erinnern die wilden Tiere an ein Bild der Erlösung und der neuen Schöpfung, in der die einst feindlichen Tiere befriedet und Christus, ihrem Herrn, unterworfen werden. 
Dies ist jedoch keine völlig zufriedenstellende Interpretation. Keine der oben zitierten alttestamentlichen Stellen kommt dem Wortlaut oder dem Gedanken von V. 13 nahe genug, um einen überzeugenden Hintergrund oder eine Parallele zu bilden. Ebenso folgt die Erwähnung der Tiere unmittelbar auf die Erwähnung des Satans, des Versuchers und Widersachers, was auf ein Bündnis der Tiere mit Satan schließen lässt. 

All diese Einwände werden entschärft, wenn wir die Tiere als Symbole für "den Schrecken und die Gefahr" der weiten, gespenstischen und ungezähmten judäischen Wildnis sehen. Ich bin geneigt, in der Erwähnung der wilden Tiere einen ganz bestimmten Berührungspunkt mit den römischen Lesern des Markus zu sehen. Tacitus sprach von Neros Grausamkeit gegenüber den Christen in den sechziger Jahren des ersten Jahrhunderts mit diesen Worten: "Sie wurden mit den Häuten wilder Tiere bedeckt und von Hunden zerrissen" (Ann. 15.44).40 Angesichts der Verwüstung der Christen durch wilde Tiere während Neros Herrschaft ist es nicht schwer, sich vorzustellen, dass Markus die ungewöhnliche Formulierung "mit den wilden Tieren" einfügte, um seine römischen Leser daran zu erinnern, dass auch Christus den wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen wurde, und wie die Engel ihm dienten, so werden sie auch den römischen Lesern dienen, die dem Martyrium entgegengehen. 

Obwohl Gott Jesus in die Prüfung in der Wüste führt - wie er die römischen Leser des Markus führt -, lässt Gott weder Jesus noch sie darin im Stich. Der Weg des Gottessohnes hat den Segen des Vaters, und selbst in seinen Prüfungen durch den Erzfeind wird Jesus von den himmlischen Begleitern des Vaters gestützt. (übersetzt mit DeepL)

aus: EDWARDS, JAMES R.: The Gospel according to Mark, The Pillar New Testament Commentary. Grand Rapids, MI; Leicester, England : Eerdmans; Apollos, 2002

M. Wetzel

Freitag, 19. Februar 2021

 Freitag nach Aschermittwoch


Museen und Ausstellungen sind zur Zeit nicht zugänglich - aber die Werke der christlichen Kunst bieten eine wesentliche Möglichkeit der Auseinandersetzung mit den zentralen Inhalten unseres Glaubens.
'Radio Vatikan' bietet eine Ausstellung im Internet an: ein Meisterwerk aus den Vatikanischen Museen, der Bilderzyklus "Die Werke der Barmherzigkeit" von Olivuccio di Ciccarello, gemalt 1404.

M. Wetzel

Donnerstag, 18. Februar 2021

 Donnerstag nach Aschermittwoch

Im 'Guardian' fand ich diese beeindruckende Photoserie über Aschermittwoch in verschiedenen Ländern.


M. Wetzel

Mittwoch, 17. Februar 2021

Aschermittwoch


Hier finden Sie einen Gruß zum Beginn der Fastenzeit.

Die 40 Tage der Österlichen Bußzeit haben einen mehrfachen geistlichen Sinn:
  •  Das Aschekreuz am Beginn dieser Zeit mahnt zur Besinnung auf die Vergänglichkeit: 
    "Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst"
  •  Die Einladung zu den klassischen 'Werken der Buße' - Fasten, Gebet und Almosen - weist darauf hin, dass eine Anstrengung erforderlich ist, die in unsere eingespielten Gewohnheiten eingreift und Platz für Neues schafft
  •  Das Ziel des österlichen Weg ist das Osterfest, insbesondere die feierliche Erneuerung des Taufversprechens in der Osternacht. 

Papst Franziskus hat eine Botschaft für die Fastenzeit geschrieben:


BOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
 ZUR FASTENZEIT 2021

 

»Siehe, wir gehen nach Jerusalem hinauf« (Mt 20,18)
Fastenzeit – Zeit der Erneuerung von Glaube, Hoffnung und Liebe

 

Liebe Brüder und Schwestern,

als Jesus seinen Jüngern sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung ankündigt, um den Willen des Vaters zu erfüllen, da enthüllt er ihnen zugleich den tieferen Sinn seiner Sendung und ruft sie, an dieser Sendung zum Heil der Welt teilzunehmen.

Auf dem Weg der Fastenzeit, der uns zur Feier der österlichen Geheimnisse führt, denken wir an den, der sich »erniedrigte [und] gehorsam [war] bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz« (Phil 2,8). In dieser Zeit der Umkehr erneuern wir unseren Glauben, schöpfen wir vom „lebendigen Wasser“ der Hoffnung und empfangen mit offenem Herzen die Liebe Gottes, die uns zu Brüdern und Schwestern in Christus werden lässt. In der Osternacht werden wir unser Taufversprechen erneuern, um durch das Wirken des Heiligen Geistes als neue Menschen wiedergeboren zu werden. Wie das gesamte christliche Leben wird schon der Weg der Fastenzeit gänzlich vom Licht der Auferstehung erhellt, das die Gesinnung, die Haltung und die Entscheidungen dessen beseelt, der Christus nachfolgen will.

Fasten, Gebet und Almosen sind, nach Jesu Verkündigung (vgl. Mt 6,1-18), sowohl Bedingung als auch Ausdruck unserer Umkehr. Der Weg der Armut und des Verzichts (das Fasten), der liebevolle Blick und die Wohltaten für den verletzten Mitmenschen (das Almosen) und das kindliche Gespräch mit dem Vater (das Gebet) erlauben uns, einen ehrlichen Glauben, eine lebendige Hoffnung und eine tätige Liebe zu verwirklichen.

1. Der Glaube ruft uns auf, die Wahrheit anzunehmen und ihre Zeugen zu werden vor Gott und unseren Brüdern und Schwestern

Die in Christus offenbar gewordene Wahrheit anzunehmen und zu leben heißt in dieser Fastenzeit vor allem, sich vom Wort Gottes ansprechen zu lassen, das uns von Generation zu Generation von der Kirche überliefert wird. Diese Wahrheit ist nicht ein Gedankengebäude, das nur wenigen erlesenen klugen oder vornehmen Köpfen zugänglich wäre. Sie ist eine Botschaft, die wir dank eines verständigen Herzens empfangen und begreifen können, das offen ist für die Größe Gottes, der uns liebt, noch bevor wir darum wissen. Diese Wahrheit ist Christus selbst, der unser Menschsein ganz und gar angenommen hat und so zum Weg geworden ist, der zur Fülle des Lebens führt. Dieser Weg ist anspruchsvoll, aber offen für alle.

Das Fasten als Erfahrung des Verzichtes führt alle, die sich in der Einfachheit des Herzens darum mühen, zur Wiederentdeckung der Gaben Gottes und zum Verständnis unserer Wirklichkeit als Geschöpfe nach seinem Bild und Gleichnis, die in ihm Vollendung finden. Wer fastet und sich freiwillig auf die Erfahrung der Armut einlässt, wird arm mit den Armen und „sammelt“ somit einen Schatz an empfangener und geteilter Liebe. So verstanden und praktiziert hilft das Fasten, Gott und den Nächsten zu lieben, da, wie der heilige Thomas von Aquin lehrt, die Liebe eine Bewegung der Aufmerksamkeit für den anderen ist, die ihn als eines Wesens mit sich selbst betrachtet (vgl. Enzyklika Fratelli tutti, 93).

Die Fastenzeit dient dazu, den Glauben zu vertiefen beziehungsweise Gott in unser Leben einzulassen und ihm zu erlauben, bei uns „Wohnung zu nehmen“ (vgl. Joh 14,23). Fasten heißt unser Dasein von allem befreien, was es belastet, auch von der Übersättigung durch – wahre oder falsche – Informationen und durch Konsumartikel, um so die Türen unseres Herzens für den zu öffnen, der ganz arm, aber zugleich »voll Gnade und Wahrheit« (Joh 1,14) zu uns kommt – für den Sohn Gottes, des Erlösers.

2. Die Hoffnung als „lebendiges Wasser“, das uns fähig macht, unseren Weg weiterzugehen

Die Samariterin, die Jesus am Brunnen bittet, ihm zu trinken zu geben, versteht nicht, als er ihr sagt, er könne ihr »lebendiges Wasser« (Joh 4,10) geben. Zunächst denkt sie natürlich an normales Wasser, Jesus aber meint den Heiligen Geist, den er im Ostergeheimnis in Überfülle schenken wird und der uns die Hoffnung eingießt, die nicht enttäuscht. Bereits bei der Ankündigung seines Leidens und Todes zeigt Jesus diese Hoffnung an, wenn er sagt: »Und am dritten Tag wird er auferweckt werden« (Mt 20,19). Jesus spricht zu uns von der Zukunft, die uns die Barmherzigkeit des Vaters weit aufgetan hat. Mit ihm und dank ihm hoffen heißt glauben, dass die Geschichte nicht einfach mit unseren Fehlern, unseren Gewalttätigkeiten und Ungerechtigkeiten und mit der Sünde, welche die Liebe kreuzigt, zu Ende geht. Es bedeutet, aus seinem offenen Herzen die Vergebung des Vaters zu schöpfen.

In der gegenwärtigen sorgenreichen Situation, in der alles zerbrechlich und unsicher erscheint, könnte es als Provokation wirken, von Hoffnung zu sprechen. Die Fastenzeit ist dazu da, um zu hoffen, um von neuem den Blick auf die Geduld Gottes zu richten. Er hört nicht auf, für seine Schöpfung zu sorgen, während wir sie allzu oft schlecht behandelt haben (vgl. Enzyklika Laudato siʼ, 32-33; 43-44). Es ist eine Hoffnung auf Versöhnung, zu der uns der heilige Paulus eindringlich ermahnt: »Lasst euch mit Gott versöhnen!« (2 Kor 5,20) Durch den Empfang der Vergebung im Bußsakrament, das im Zentrum unseres Weges der Umkehr steht, können wir unsererseits Vergebung weitergeben: Weil wir selbst Vergebung empfangen haben, können auch wir vergeben, wenn wir zum aufmerksamen Dialog fähig sind und dem Verwundeten hilfreich zur Seite stehen. Die Vergebung Gottes, auch mittels unserer Worte und Gesten, erlaubt uns, Ostern im Geist der Geschwisterlichkeit zu leben.

In der Fastenzeit wollen wir mehr darauf bedacht sein, »Worte der Ermutigung zu sagen, die wieder Kraft geben, die aufbauen, die trösten und die anspornen, statt Worte, die demütigen, die traurig machen, die ärgern, die herabwürdigen« (Enzyklika Fratelli tutti, 223). Um Hoffnung zu vermitteln reicht es manchmal schon, »ein freundlicher Mensch« zu sein, »der seine Ängste und Bedürfnisse beiseitelässt, um aufmerksam zu sein, ein Lächeln zu schenken, ein Wort der Ermutigung zu sagen, einen Raum des Zuhörens inmitten von so viel Gleichgültigkeit zu ermöglichen« (ebd., 224).

In der Sammlung und im stillen Gebet wird uns die Hoffnung als Inspiration und inneres Licht geschenkt, das die Herausforderungen und Entscheidungen auf dem Weg unserer Sendung erhellt. Deshalb ist es so wichtig, sich im Gebet zu sammeln (vgl. Mt 6,6) und im Verborgenen dem liebevollen Vater zu begegnen.

Die Fastenzeit voll Hoffnung leben heißt spüren, dass wir in Christus Zeugen einer neuen Zeit sind, in der Gott „alles neu macht“ (vgl. Offb 21,1-6). Es bedeutet, die Hoffnung Christi zu empfangen, der sein Leben am Kreuz hingibt und den Gott am dritten Tag auferweckt, und zugleich »stets bereit« zu sein, »jedem Rede und Antwort zu stehen, der von [uns] Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die [uns] erfüllt« (1 Petr 3,15).

3. Die auf den Spuren Christi in Aufmerksamkeit und Mitgefühl gegenüber jedem Menschen gelebte Liebe ist der höchste Ausdruck unseres Glaubens und unserer Hoffnung

Die Liebe freut sich, wenn sie den anderen wachsen sieht. Daher leidet sie, wenn der andere in Bedrängnis ist: einsam, krank, obdachlos, verachtet, bedürftig … Die Liebe ist der Impuls des Herzens, der uns aus uns selbst herausgehen und ein Band der Teilhabe und Gemeinschaft entstehen lässt.

»Ausgehend von der sozialen Liebe ist es möglich, zu einer Zivilisation der Liebe voranzuschreiten, zu der wir uns alle berufen fühlen können. Die Liebe kann mit ihrer universalen Dynamik eine neue Welt aufbauen, weil sie nicht ein unfruchtbares Gefühl ist, sondern vielmehr das beste Mittel, um wirksame Entwicklungsmöglichkeiten für alle zu finden« (Enzyklika Fratelli tutti, 183).

Die Liebe ist ein Geschenk, das unserem Leben Sinn verleiht und dank dessen wir den Bedürftigen als Teil unserer eigenen Familie, als Freund, als Bruder oder Schwester betrachten. Das Wenige, das man in Liebe teilt, wird niemals aufgebraucht, sondern wird zu Vorräten des Lebens und des Glücks. So geschah es mit dem Mehl und dem Öl der Witwe von Sarepta, die dem Propheten Elija ein kleines Gebäck anbot (vgl. 1 Kön 17,7-16), oder bei der wunderbaren Brotvermehrung, als Jesus die Brote segnete, brach und den Jüngern zum Austeilen an die Menge gab (vgl. Mk 6,30-44). Genauso geschieht es mit unserem – großen oder kleinen – Almosen, wenn es nur mit Freude und Schlichtheit gegeben wird.

Eine Fastenzeit der Liebe leben heißt sich um den kümmern, der aufgrund der Covid-19-Pandemie eine Situation des Leidens, der Verlassenheit oder Angst durchmacht. Angesichts großer Ungewissheit bezüglich der Zukunft denken wir an das Wort, das Gott an seinen Knecht richtet: »Fürchte dich nicht, denn ich habe dich ausgelöst!« (Jes 43,1), während wir durch unsere Liebe ein Wort des Vertrauens anbieten und den anderen spüren lassen: Gott liebt dich wie einen Sohn und eine Tochter.

»Nur mit einem durch die Liebe geweiteten Blick, der die Würde des anderen wahrnimmt, können die Armen in ihrer unfassbaren Würde erkannt und mit ihrem eigenen Stil und ihrer Kultur geschätzt werden und so wirklich in die Gesellschaft integriert werden« (Enzyklika Fratelli tutti, 187).

Liebe Brüder und Schwestern, jede Etappe unseres Lebensweges ist eine Zeit des Glaubens, Hoffens und Liebens. Dieser Aufruf, die Fastenzeit als einen Weg der Umkehr, des Gebets und des Teilens unserer Güter zu leben, soll uns helfen, in unserem gemeinschaftlichen wie persönlichen Erinnern den Glauben, der vom lebendigen Christus kommt, die Hoffnung, die vom Hauch des Heiligen Geist beseelt wird, und die Liebe, deren unerschöpfliche Quelle das barmherzige Herz des Vaters ist, zu erneuern.

Maria, die Mutter des Erlösers, treu zugegen am Fuß des Kreuzes und im Herzen der Kirche, stehe uns mit ihrer fürsorglichen Gegenwart bei, und der Segen des Auferstandenen geleite uns auf dem Weg zum österlichen Licht.

Rom, St. Johannes im Lateran, am 11. November 2020, Gedenktag des heiligen Martin von Tours.

 

Franziskus


(gepostet von M. Wetzel)

Samstag, 13. Februar 2021

Ab Aschermittwoch geht es im Blog weiter: 

jede Woche gestaltet ein Mitglied des Seelsorgeteams einen geistlichen Impuls

 Christi Himmelfahrt Predigt und Orgelspiel aus der Vorabendmesse M. Wetzel