Sonntag, 21. Juni 2020

12. Sonntag im Jahreskreis



Impuls zum 12. Sonntag im Jahreskreis

Der Eröffnungsvers (Introitus) des Gottesdienstes am 12. Sonntag im Jahreskreis ist ein Wort aus Psalm 28 (Ps 28, 8-9), das Mut und Hoffnung geben kann:

Der Herr ist die Stärke seines Volkes,
er ist Schutz und Heil für seinen Gesalbten.
Herr, hilf deinem Volk und segne dein Erbe,
führe und trage es in Ewigkeit.

Im Evangelium hören wir an diesem Tag einen Abschnitt aus dem letzten Teil der 'Aussendungsrede' Jesu im 10. Kapitel des Matthäusevangeliums:

In jeder Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln:
Fürchtet euch nicht vor den Menschen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. 27 Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet im Licht, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet auf den Dächern! 28 Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch eher vor dem, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann! 29 Verkauft man nicht zwei Spatzen für einen Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. 30 Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. 31 Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen. 32 Jeder, der sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. 33 Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen. (Mat 10, 26-33)

Jesus macht seinen Aposteln nichts vor: sie müssen, wenn sie als seine Boten auftreten, mit dem Schlimmsten rechnen – auch mit Verfolgung und gewaltsamem Tod. Das wäre normalerweise Grund genug, davonzulaufen oder sich zu verstecken: aber Jesus ruft den Aposteln drei mal in diesem Abschnitt zu: 'Fürchtet euch nicht!' Das ist die Grundaussage dieses Evangeliums: die Apostel sollen mutig und zuversichtlich sein, selbst mitten in lebensgefährlichen Situationen. Und im Laufe dieser 'Aussendungsrede' im Matthäusevangelium wird auch immer deutlicher: Jesus redet hier nicht nur von den 12 Aposteln und ihrem ersten Auftreten als Boten Jesu, er redet von allen seinen Jüngerinnen und Jüngern – auch von uns.
Zwei Gründe für die Furchtlosigkeit der Jünger nennt Jesus: Erstens weist er auf die große Perspektive hin, auf das was am Ende, am Jüngsten Tag zu erwarten ist: dann wird sich alles klären, das Verborgene wird bekannt werden und es wird deutlich werden, dass die Jünger Jesu zurecht ihre Hoffnung auf ihn gesetzt hatten. Und zweitens sagt er: wir sollen nicht vor den Mächten dieser Welt Anst haben, die doch nur Äußerliches bewirken können – wir sollen vielmehr Gott fürchten, von dem unser letztes Glück und unsere ganze Zukunft abhängen.
Diese Aufforderung zur 'Gottesfurcht' empfinden wir heute oft als Zumutung: sollen wir etwa ängstlich und bedrückt Gott gegenüber sein? Verkündet uns Jesus nicht den liebenden, gnädigen Gott?
Gewiß tut er das! Aber die Rede von dem liebenden Gott darf nicht zu einer Verharmlosung und Verflachung des Gottesbildes führen, als ob es letztlich um nichts ginge. Jesus sagt: Es geht um Alles! Wir sollen die richtigen Prioritäten setzen: uns nicht verwirren lassen und betäuben lassen von den vielen scheinbar so wichtigen Angelegenheiten unseres Alltags: entscheidend ist letztlich nur eines: den Weg der Nachfolge Jesu, den Weg der Jüngerschaft mutig und furchtlos zu gehen.

Diese Haltung wird auch im Tagesgebet der heutigen Messe ausgedrückt, wenn es heißt, dass wir Gott 'fürchten und lieben' sollen: der scheinbare Widerspruch wird für den verständlich, der sich vertrauensvoll auf den Weg der Nachfolge macht, der die Größe und Unbegreiflichkeit Gottes ganz anerkennt und in Jesus ganz seine Liebe und Fürsorge erfährt.


Heiliger Gott, gib, dass wir deinen Namen
allezeit fürchten und lieben.
Denn du entziehst keinem deine väterliche Hand,
der fest in deiner Liebe verwurzelt ist.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn,
unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen



Ich wünsch Ihnen einen guten, gesegneten Sonntag und eine erfüllte kommende Woche.

M. Wetzel

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 Christi Himmelfahrt Predigt und Orgelspiel aus der Vorabendmesse M. Wetzel