Dienstag, 7. April 2020

Impuls zum Dienstag in der Karwoche

Das zweite Lied vom Gottesknecht aus Jesaja 49 prägt die Liturgie vom Dienstag in der Karwoche:

 1 Hört auf mich, ihr Inseln, / merkt auf, ihr Völker in der Ferne! 
Der HERR hat mich schon im Mutterleib berufen; / als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt. 
2 Er machte meinen Mund wie ein scharfes Schwert, / er verbarg mich im Schatten seiner Hand. 
Er machte mich zu einem spitzen Pfeil / und steckte mich in seinen Köcher. 
3 Er sagte zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, / an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will. 
4 Ich aber sagte: Vergeblich habe ich mich bemüht, / habe meine Kraft für Nichtiges und Windhauch vertan. 
Aber mein Recht liegt beim HERRN / und mein Lohn bei meinem Gott. 
5 Jetzt aber hat der HERR gesprochen, / der mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht geformt hat, 
damit ich Jakob zu ihm heimführe / und Israel bei ihm versammelt werde. 
So wurde ich in den Augen des HERRN geehrt / und mein Gott war meine Stärke. 
6 Und er sagte: 
Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, / nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten / und die Verschonten Israels heimzuführen. 
Ich mache dich zum Licht der Nationen; / damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht. 

Im zweiten Lied vom Gottesknecht wird fortgesetzt, was man eine 'Idealbiographie' eines von Gott erwählten Heilsbringers nennen kann: mit Rückgriff auf Motive aus der Mosesgeschichte und Anklängen auf die Hoffnungen, die bei der Rückkehr der Israeliten aus dem Exil auf den Perserkönig Kyros gesetzt werden, aber (in Vers 3) auch auf Israel insgesamt bezogen, wird hier entfaltet, was das Ziel der Heilsgeschichte sein soll: die Sammlung des Gottesvolkes, über die Grenzen Israels hinaus, über alles hinaus, was Menschen vollbringen können: ein Zustand, der in Vers 6 'Heil' genannt wird.
Das hebräische Wort yeshuah (= Heil, Erlösung), das hier steht, machte es den frühen Christen zusätzlich leicht, Jesus als die Erfüllung all dieser Erwartungen zu bekennen.

M. Wetzel


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 Christi Himmelfahrt Predigt und Orgelspiel aus der Vorabendmesse M. Wetzel