Karl Rahner zum Thema: Heute fromm sein
Graphik: Gabriel Sozzi / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)
Der Theologe Karl Rahner (1904-1984) setzte sich intensiv mit der Frage auseinander: wie kann man heute, unter den Bedingungen unserer Zeit, Christ sein? Was bedeutet heute ein Wort wie 'Frömmigkeit'? Für Rahner war klar: Frömmigkeit kann heute nicht mehr heißen, Gott zum Lückenbüßer der Probleme zu machen, die ich nicht überblicken, verstehen oder bewältigen kann. Frömmigkeit kann nicht heißen, ein gewissermaßen magisches Eingreifen Gottes angesichts des Leids und der Ungerechtigkeit unserer Welt zu erwarten. 1965 schrieb Rahner:
Wenn einer es heute fertig bringt,
mit diesem unbegreiflichen, schweigenden Gott zu leben,
den Mut immer wieder neu findet, ihn anzureden,
in seine Finsternis glaubend, vertrauend und gelassen hineinzureden,
obwohl scheinbar keine Antwort kommt als das hohle Echo der eigenen Stimme,
wenn einer immer wieder den Ausgang seines Daseins frei räumt
in die Unbegreiflichkeit Gottes hinein,
obwohl er immer wieder zugeschüttet zu werden scheint
durch die unmittelbar erfahrbare Wirklichkeit der Welt,
ihrer aktiv zu meisternden Aufgabe und Not
und ihrer immer noch sich weitenden Schönheit und Herrlichkeit,
wenn er dies fertig bringt ohne die Stütze der „öffentlichen Meinung“ und Sitte,
wenn er diese Aufgabe als Verantwortung seines Lebens
in immer erneuter Tat annimmt
und nicht als gelegentlich religiöse Anwandlung,
dann ist er heute ein Frommer, ein Christ.
mit diesem unbegreiflichen, schweigenden Gott zu leben,
den Mut immer wieder neu findet, ihn anzureden,
in seine Finsternis glaubend, vertrauend und gelassen hineinzureden,
obwohl scheinbar keine Antwort kommt als das hohle Echo der eigenen Stimme,
wenn einer immer wieder den Ausgang seines Daseins frei räumt
in die Unbegreiflichkeit Gottes hinein,
obwohl er immer wieder zugeschüttet zu werden scheint
durch die unmittelbar erfahrbare Wirklichkeit der Welt,
ihrer aktiv zu meisternden Aufgabe und Not
und ihrer immer noch sich weitenden Schönheit und Herrlichkeit,
wenn er dies fertig bringt ohne die Stütze der „öffentlichen Meinung“ und Sitte,
wenn er diese Aufgabe als Verantwortung seines Lebens
in immer erneuter Tat annimmt
und nicht als gelegentlich religiöse Anwandlung,
dann ist er heute ein Frommer, ein Christ.
(gepostet von M. Wetzel)
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